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Schuppenflechte mit Gelenkentzündung (Psoriasis Arthritis)

Autoren/Herausgeber: Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

Einleitung

Eine Psoriasis Arthritis macht sich durch schmerzende und steife Gelenke bemerkbar. Außerdem führt sie bei manchen Menschen zu Müdigkeit und Erschöpfung (Fatigue).

Die Gelenkentzündung ist meist Folge einer Schuppenflechte. Sie kann aber auch bei Menschen ohne sichtbare Hautveränderungen auftreten.

Die Erkrankung kann sehr belastend sein, den Schlaf stören und Familie, Arbeit und Freizeit beeinflussen. Verschiedene Behandlungen können die Beschwerden lindern und die Gelenke vor Schäden schützen.

Auf einen Blick

  • Bei Psoriasis Arthritis entzünden sich in der Regel mehrere Gelenke.
  • Meist tritt sie als Folge einer Schuppenflechte auf.
  • Die Gelenke können schmerzen, steif werden und anschwellen.
  • Zu den Behandlungsmöglichkeiten gehören Physiotherapie, Medikamente und ausreichend Bewegung.
  • Einige Medikamente können auch Gelenkschäden vorbeugen.

Symptome

Eine Psoriasis Arthritis kann zu unterschiedlichen Beschwerden führen. Dazu gehören vor allem

  • schmerzende Gelenke,
  • steife Gelenke, vor allem am Morgen (die Steifheit verschwindet durch Bewegung oft innerhalb einer halben Stunde),
  • geschwollene Gelenke, die sich warm anfühlen und berührungsempfindlich sind sowie
  • allgemeine Erschöpfung (sogenannte Fatigue).

Wenn die kleinen Zwischenwirbelgelenke der Wirbelsäule entzündet sind, kann es zu Rückenschmerzen kommen.

Psoriasis Arthritis kann an vielen Gelenken auftreten und unterschiedlich ausgeprägt sein. Oft sind die Hände, Füße, Ellbogen, Knie, der Nacken oder die Wirbel betroffen. Häufig entzünden sich mehr als fünf Gelenke, unter anderem die Endgelenke der Finger und Zehen. Vor allem diese Gelenke können sich auch verformen, wenn die Erkrankung fortschreitet.

Neben den Gelenken entzünden sich manchmal auch die Sehnen und Sehnenscheiden.

Die meisten Menschen mit Psoriasis Arthritis bekommen außerdem eine Nagelpsoriasis. Dabei können sich kleine Dellen im Nagel bilden, der sich zudem verdicken, verfärben und ablösen kann. Eine Nagelpsoriasis ist schwer zu behandeln und kann mit einem Nagelpilz verwechselt werden.

Ursachen und Risikofaktoren

Bei einer Schuppenflechte mit entzündeten Gelenken kommt es zu einer Autoimmunreaktion: Das Immunsystem ist überaktiv und setzt vermehrt Botenstoffe (Zytokine) frei, die verschiedene Entzündungsreaktionen auslösen.

Die Gene spielen dabei eine wichtige Rolle: Wenn ein Elternteil, ein Bruder oder eine Schwester eine Psoriasis oder Psoriasis Arthritis hat, ist das Risiko stark erhöht, auch daran zu erkranken.

Häufigkeit

Bei etwa 25 % der Menschen, die eine Schuppenflechte haben, entwickelt sich irgendwann eine Psoriasis Arthritis. Meist entsteht sie zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr. Sie kann aber in jedem Alter auftreten.

Verlauf

Bei etwa 80 bis 90 % der Menschen tritt Psoriasis Arthritis als Folge einer Schuppenflechte auf – oft erst viele Jahre danach. Die Gelenke können sich aber auch entzünden, bevor oder ohne dass Hautveränderungen sichtbar werden.

Es gibt keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen der Stärke einer Schuppenflechte und der Stärke einer Psoriasis Arthritis. So haben manche Menschen eine ausgeprägte Schuppenflechte der Haut, aber keine Probleme mit den Gelenken. Andere Menschen haben eine Psoriasis Arthritis, aber keine oder kaum Hautveränderungen.

Wie eine Psoriasis Arthritis verlaufen wird, lässt sich kaum vorhersagen. Bei manchen Menschen entzünden sich nur einzelne Gelenke, bei anderen im Laufe der Zeit noch weitere.

Folgen

Wenn die Entzündungen ausgeprägt sind und die Erkrankung fortschreitet, können die Gelenke dauerhaft Schaden nehmen und sich verformen. Durch eine Behandlung mit krankheitsmodifizierenden Medikamenten lassen sich Gelenkschäden aber aufhalten oder hinauszögern.

Diagnose

Die folgenden Untersuchungen und Hinweise können helfen, eine Psoriasis Arthritis festzustellen und sie von anderen Gelenkentzündungen abzugrenzen:

  • körperliche Untersuchung: Bestimmte Veränderungen sind typisch für Psoriasis Arthritis. So kann sich zum Beispiel ein ganzer Finger entzünden (Daktylitis) oder die Sehnen und Sehnenscheiden an Händen oder Füßen (Enthesitis), etwa die Achillessehnen.
  • familiäre Krankheitsgeschichte: Wenn Psoriasis in der Familie verbreitet ist, deuten Gelenkbeschwerden auf eine mögliche Psoriasis Arthritis hin.
  • Bluttests: Bei 90 % der Menschen mit Psoriasis Arthritis sind keine Antikörper im Blut nachweisbar, wie sie typischerweise bei einer rheumatoiden Arthritis vorkommen. Werden keine dieser sogenannten Rheumafaktoren gefunden, ist deshalb eine Psoriasis Arthritis wahrscheinlicher.
  • bildgebende Untersuchungen: Röntgen- und Ultraschalluntersuchungen können helfen, zwischen Psoriasis Arthritis, rheumatoider Arthritis und Arthrose zu unterscheiden. Anhand der Bilder lassen sich auch Art und Ausmaß der Gelenkschäden besser einschätzen. Allerdings können sie die Gelenkveränderungen bei einer beginnenden Psoriasis Arthritis oft noch nicht eindeutig zeigen.
  • Untersuchung des Harnsäurespiegels: Ein hoher Harnsäurespiegel im Blut deutet darauf hin, dass die Gelenkbeschwerden nicht von einer Psoriasis Arthritis, sondern von einer Gicht ausgelöst werden.

Schätzungsweise 10 % aller Menschen mit einer Psoriasis Arthritis haben keine sichtbaren Hautveränderungen. Dann ist es schwieriger, die Erkrankung von anderen Gelenkerkrankungen abzugrenzen.

Behandlung

Die Behandlung einer Psoriasis Arthritis hat verschiedene Ziele. Sie soll

  • Beschwerden wie Schmerzen und Schwellungen lindern,
  • die Funktion der Gelenke erhalten und
  • langfristigen Gelenkschäden vorbeugen.

Wer an Psoriasis Arthritis erkrankt, kann selbst einiges tun, um die Entzündungsreaktionen abzuschwächen, die Gelenke zu stärken und Erschöpfung vorzubeugen. Dazu gehört, sich ausreichend zu bewegen, nicht zu rauchen und bei starkem Überwicht abzunehmen. Wie wirksam diese Maßnahmen sind, ist allerdings bislang kaum in Studien untersucht.

Medikamente spielen bei Psoriasis Arthritis eine wichtige Rolle. Bei einer nur leicht ausgeprägten Entzündung der Knie-, Ellbogen- oder Handgelenke genügt manchmal eine Behandlung mit Schmerzmitteln aus der Gruppe der NSAR. Dazu gehören zum Beispiel Diclofenac, Ibuprofen und Naproxen. Diese Wirkstoffe können als Tabletten eingenommen oder als Gel oder Creme auf die entzündeten Gelenke aufgetragen werden.

Reicht dies nicht aus oder spricht einiges für einen ungünstigen Verlauf, wird eine Behandlung mit krankheitsmodifizierenden Medikamenten empfohlen. Diese Mittel hemmen die Entzündungsprozesse in den Gelenken. Dadurch können sie nicht nur Beschwerden lindern, sondern auch Gelenkschäden vorbeugen oder sie hinauszögern. Zur Gruppe der krankheitsmodifizierenden Medikamente gehören unter anderem Methotrexat, Leflunomid und sogenannte Biologika.

Probleme mit den Gelenken, der Muskulatur oder den Sehnen können außerdem mit einer Physio- oder Ergotherapie und mit orthopädischen Hilfsmitteln wie Einlagen behandelt werden.

Leben und Alltag

Die oft unberechenbaren Beschwerden einer Psoriasis Arthritis erschweren es vielen Menschen, den Alltag zu planen. Auch emotional kann es sehr belastend sein, ständig mit dem nächsten Krankheitsschub rechnen zu müssen.

Manche Betroffene sorgen sich, ihren Aufgaben nicht mehr ausreichend nachkommen zu können oder anderen zur Last zu fallen. Wenn die Erschöpfung groß ist, können fast alle Aktivitäten zu einer Herausforderung werden.

Trotz aller Belastung gibt es immer wieder auch bessere Phasen, in denen die Erkrankung in den Hintergrund tritt. Mit der Zeit entwickeln viele Menschen ein gutes Körpergefühl und lernen, die Signale ihres Körpers zu deuten und darauf zu reagieren.

Vielen hilft es, sich gut über Psoriasis Arthritis und ihre Behandlungsmöglichkeiten zu informieren, praktische Strategien im Umgang mit der Erkrankung zu entwickeln und nicht gegen sie anzukämpfen. Realistische Erwartungen zu entwickeln und die Erkrankung als Teil des eigenen Lebens zu akzeptieren, kann es leichter machen, sich mit ihr zu arrangieren.

Weitere Informationen

Die Hausarztpraxis ist meist die erste Anlaufstelle, wenn man krank ist oder bei einem Gesundheitsproblem ärztlichen Rat braucht. Wir informieren darüber, wie man die richtige Praxis findet, wie man sich am besten auf den Arztbesuch vorbereitet und was dabei wichtig ist.

Für Menschen mit Psoriasis gibt es in Deutschland zahlreiche Angebote zur Unterstützung. Dazu gehören Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen. Viele dieser Einrichtungen sind aber vor Ort unterschiedlich organisiert. Eine Liste von Anlaufstellen hilft, passende Angebote zu finden und zu nutzen.

Quellen

Alinaghi F, Calov M, Kristensen LE et al. Prevalence of psoriatic arthritis in patients with psoriasis: A systematic review and meta-analysis of observational and clinical studies. J Am Acad Dermatol 2019; 80(1): 251-265.

Almodóvar R, Zarco P, Oton T et al. Effect of weight loss on activity in psoriatic arthritis: A systematic review. Reumatol Clin 2018; 14(4): 207-210.

Armstrong AW, Read C. Pathophysiology, Clinical Presentation, and Treatment of Psoriasis: A Review. JAMA 2020; 323(19): 1945-1960.

Mahil SK, McSweeney SM, Kloczko E et al. Does weight loss reduce the severity and incidence of psoriasis or psoriatic arthritis? A Critically Appraised Topic. Br J Dermatol 2019; 181(5): 946-953.

Singh JA, Guyatt G, Ogdie A et al. Special Article: 2018 American College of Rheumatology/National Psoriasis Foundation Guideline for the Treatment of Psoriatic Arthritis. Arthritis Rheumatol 2019; 71(1): 5-32.

Sumpton D, Kelly A, Tunnicliffe DJ et al. Patients' Perspectives and Experience of Psoriasis and Psoriatic Arthritis: A Systematic Review and Thematic Synthesis of Qualitative Studies. Arthritis Care Res (Hoboken) 2020; 72(5): 711-722.

IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.

Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.

Unsere Informationen beruhen auf den Ergebnissen hochwertiger Studien. Sie sind von einem Team aus Medizin, Wissenschaft und Redaktion erstellt und von Expertinnen und Experten außerhalb des IQWiG begutachtet. Wie wir unsere Texte erarbeiten und aktuell halten, beschreiben wir ausführlich in unseren Methoden.

Aktualisiert am 10.03.2021

Nächste geplante Aktualisierung: 2024

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