Was einen angenehmen Duft ausmacht, wie er entsteht und welche Inhaltsstoffe im Parfüm nichts verloren haben.
Dieser markante Geruch in der U-Bahn, der eigene Lieblingskuchen oder dieses besondere Parfüm, das einen in der Parfümerie sofort anspricht – dank der Eindrücke unseres Geruchssinns sind wir sofort in der Lage, bestimmte Erinnerungen und Emotionen abzurufen. Forscher der New Yorker Rockefeller University schätzen, dass wir fähig sind, eine Billion verschiedene Gerüche zu unterscheiden. Das einzige Problem: Wir haben nicht genug Worte in unserer Sprache, um diese Unterschiede differenziert zu benennen. Handelt es sich jedoch um einen Duft, den wir besonders mögen, fällt uns eine Beschreibung meist sehr einfach. Doch wieso mögen wir manche Düfte überhaupt lieber als andere?
Was macht einen Duft angenehm?
Hätten alle Menschen denselben Geschmack, bräuchte es keine Parfümerien, in denen unzählige Düfte zur Auswahl stehen. Ob ein Duft individuell gefällt oder nicht, entscheidet das Gehirn anhand von Erfahrungen und Vorlieben, die es im Lauf des Lebens mit einem bestimmten Duftstoff verbindet. Dazu nutzt es 30 Millionen Riechzellen, die jeweils wiederum 20 unterschiedliche Geruchsmoleküle erkennen können. Trifft ein Geruch auf diese Zellen, werden die Moleküle von den Riechzellen erfasst und gebündelt von 350 Riechrezeptoren in Nervenreize umgewandelt.
Eine enorme Anzahl an Riechzellen und Rezeptoren hat also einen Einfluss auf die sogenannte olfaktorische Wahrnehmung: den Geruchssinn. Dieser ist eng mit anderen Sinnen und Emotionen verknüpft. Ein positives und geborgenes Gefühl an Weihnachten verbindet unser Gehirn beispielsweise mit den Gerüchen, die uns während dieser Gefühle umgeben. Nelke, Orange, Vanille: All diese weihnachtstypischen Gerüche werden deshalb von vielen Menschen als angenehm empfunden und finden so häufig ihren Weg in Parfümflakons. Positive Verknüpfungen können aber im Alltag auch wesentlich subtiler entstehen. Beispielsweise mit zuckerhaltigen Lebensmitteln, deren Inhaltsstoffe Hormone wie Insulin und das Glückshormon Dopamin ausschütten. Das Gehirn verknüpft den entsprechenden Glückszustand mit dem Geruch der Lebensmittel. Schokolade, Kuchen und andere Süßigkeiten werden entsprechend von vielen Menschen als sehr anziehend riechend beschrieben. Auch visuelle Erfahrungen wie die eindrucksvolle und stimulierende Farbgebung von Rosen wird mit entsprechenden Gerüchen verknüpft. Diese Erfahrungen mit den von der breiten Masse bevorzugten Duftnoten spielen eine wichtige Rolle in der Parfümherstellung.
Wie ist Parfüm aufgebaut?
Dabei legen die Parfümeure zunächst fest, zu welchen Duftfamilien ein neuer Duft gehören soll. Man unterscheidet zwischen holzigen, orientalischen, zitrusartigen, ozeanischen, würzigen, grünen, fruchtigen und blumigen Duftfamilien. Nun werden verschiedenste Duftstoffe miteinander kombiniert, bis der gewünschte Geruch entsteht. Diese Aufgabe erfordert enorm viel Erfahrung, damit der im Kopf erdachte Geruch mithilfe der unzähligen Riechstoffe in den optimalen Verhältnissen umgesetzt werden kann. Eine Hilfe ist dabei das sogenannte Duftrad, mit dem sich die verschiedenen Duftfamilien sehr detailliert nach Intensität auf einer kreisförmigen Skala einordnen lassen und den Duft so visuell beschreibbar machen. Auch die Verdunstung bestimmter Rohstoffe wird bei der Duftkomposition des Parfümeurs berücksichtigt. Einige Duftstoffe verdampfen bei Kontakt mit der Haut und Sauerstoff schneller als andere, sind dominanter oder langanhaltender. Die Duftnote, die am intensivsten wahrgenommen wird, nennt man Herznote. Der Geruch, auf dem der Duft basiert und der das Fundament bildet, ist die Basisnote. Die Feinheiten des Parfüms werden meist erst nach einer gewissen Zeit offenbart, wenn sich die schweren, bestimmenden Geruchsnoten verflüchtigt haben. Die sogenannte Kopfnote wird so wahrnehmbar.
Welche Bestandteile haben Parfüms?
Egal, wie intensiv ein Parfüm ist oder wie sich dessen Geruch im Lauf der Zeit auf der Haut verändert: Alkohol, in Form von reinem Ethanol, ist dabei als Hauptbestandteil immer derselbe. Dem Alkohol werden nun diverse Riechstoffe aus meist synthetischer Herstellung beigemischt. Die duftenden Inhaltsstoffe von Kräutern, Hölzern, Harzen und Gewürzen werden entweder künstlich nachgebildet oder aus den echten Pflanzen in aufwendigen Extraktions- und Destillationsverfahren zu einer Flüssigkeit wie Öl verarbeitet.
Es sind beispielsweise 200 Kilogramm Bergamotte nötig, um ein Kilogramm Öl daraus zu gewinnen, was anschließend stark verdünnt ein Bestandteil des Duftes sein kann. Auf tierische Stoffe wird meist verzichtet, sofern diese künstlich ersetzt werden können. Zweifelhafte Bekanntheit in den Medien macht aber immer wieder der tierische Duftstoff Ambra, der aus den Eingeweiden des Pottwals gewonnen wird. Den verschiedenen flüssigen Duftstoffen und dem Alkohol wird je nach Art des Parfüms noch eine bestimmte Menge destilliertes Wasser hinzugefügt. Dieser Mix wird in einer Zentrifuge und einem Schüttelgerät homogenisiert, also richtig gut miteinander verbunden, damit sich die einzelnen Bestandteile im Flakon nicht voneinander trennen. Eau de Cologne hat dabei die geringste Duftkonzentration mit zwei bis sechs Prozent, gefolgt von Eau de Toilette mit fünf bis 15 Prozent. Eau de Parfum hat mit zehn bis 20 Prozent reinen Duftstoffen die zweithöchste Intensität. Reines Parfüm, auch Extrait de Parfum genannt, ist mit 15 bis 40 Prozent Duftkonzentration am intensivsten.
Welche Inhaltsstoffe sollte man meiden?
Synthetische Inhaltsstoffe werden nicht immer aus Kostengründen eingesetzt, sondern auch, weil die organischen Originale wie Eichenmoos gesundheitlich bedenklich sind. Generell müssen alle Inhaltsstoffe eines Parfüms einen europaweiten Sicherheitsstandard erfüllen, um eine Gesundheitsgefährdung auszuschließen. Ist ein Test zur Zulassungsfähigkeit erfüllt, bedeutet dies aber nicht, dass die enthaltenen Duftstoffe keine allergischen Reaktionen hervorrufen können. Ist eine Allergie bekannt, sollte bei der Inhaltsangabe des Parfüms auf folgende Stoffe geachtet werden, die als Allergen oder zumindest als umstritten bekannt sind: Evernia Furfuracea Extract, Isoeugenol und Butylphenyl Methylpropional. Einige Hersteller achten bei ihren Düften speziell darauf, derartige Allergene nicht zu verwenden. Dies kann zwar auf Kosten der Langlebigkeit des Dufts gehen, senkt aber das Risiko von Hautirritationen und weiteren Reaktionen drastisch. Für Menschen, die damit bereits Probleme haben, sind solch kleine Kompromisse aber wohl unerheblich, wenn sie dafür ihren Lieblingsduft risikofrei genießen können.