Viele Worte – und man versteht oft nichts. Wir erklären Ihnen, wie Sie den Beipackzettel richtig lesen.
Der Beipackzettel ist dazu da, den richtigen Umgang mit dem Medikament zu erklären, das man nun einnehmen muss. Allerdings wecken viele dieser Zettel bei vielen Betroffenen eher ungute Gefühle. Denn: Bei all den beschriebenen Nebenwirkungen traut man sich manchmal gar nicht mehr, das Medikament überhaupt einzunehmen. Denn was hätte man davon, wie bei manchen Verhütungspillen vielleicht, zwar nicht schwanger zu werden, stattdessen aber eine Thrombose zu bekommen. Oder wie bei anderen Mitteln vielleicht keine Kopfschmerzen mehr zu haben, dafür aber eine Blutgerinnungsstörung. Also haben sich viele Menschen im Laufe ihres Lebens angewöhnt, den Zettel gar nicht erst zu lesen. Dabei ist er wichtig. Wer nach der Lektüre Bedenken gegen das Medikament hat, sollte lieber seinen Arzt fragen, statt selbst irgendwelche Entscheidungen zu treffen. Vielleicht ist man ja gar nicht in der Risikogruppe für eben diese Nebenwirkung, vor der man sich fürchtet. Vielleicht aber doch – und dann gibt es möglicherweise eine Alternative zum Medikament. Um zu wissen, wonach man fragen muss, muss man aber erstmal wissen, was überhaupt auf dem Zettel steht. Und warum. Wir erklären die komplizierteren Formulierungen.
1. Name des Medikaments plus eventuelle Zusätze
Ganz oben steht der Name des Präparats, dahinter meist Zusätze wie „mono“, „comp“ oder „plus“, „mite“, „forte“ oder „extract“. Mono bedeutet, dass es nur einen Wirkstoff gibt, die anderen beiden Bezeichnungen sagen aus, dass mehrere Wirkstoffe kombiniert wurden. Mite heißt halbe Dosierung von forte – was wiederum für hoch dosiert steht. Bei extract handelt es sich um eine noch höhere Dosierung. Findet man zusätzlich noch die Bezeichnungen „depot“ oder „retard“, weiß man, dass das Medikament entweder nach und nach seine Wirkung entfaltet (depot) oder sie verzögert eintritt (retard).
2. Die Zusammensetzung
Die Wirkstoffe und „weiteren Bestandteile" sind wichtig für Allergiker. Wer weiß, dass er bestimmte Stoffe nicht verträgt, sollte hier genau hinsehen.
3. Die Gegenanzeigen
Hier werden Gruppen, Krankheiten oder Lebensumstände aufgelistet, bei denen von der Einnahme abzuraten ist. Zum Beispiel in der Schwangerschaft, bei einer chronischen Erkrankung oder einem akuten Infekt.
4. Die Vorsichtsmaßnahmen
Hier steht, ob das Medikament zum Beispiel für Kinder oder für Schwangere geeignet ist, ob es müde macht und somit Reaktionen im Straßenverkehr oder beim Bedienen von Maschinen beeinträchtigen kann. Daran sollte man sich halten. Medikamente mit Alkohol sind zum Beispiel nichts für Kinder.
5. Nebenwirkungen
Sie sind ernstzunehmen – es können zum Beispiel allergische Reaktionen ausgewiesen werden. Wer nach Einnahme eines Medikaments eine Veränderung bei sich feststellt, die hier erwähnt wird, sollte seinen Arzt kontaktieren und besprechen, ob das Medikament gegebenenfalls abgesetzt werden muss.
6. Die Wechselwirkungen
Manche Medikamente vertragen sich nicht mit anderen Medikamenten. Sie können sich gegenseitig verstärken, abschwächen, oder ihre Wirkung sogar gegenseitig aufheben. Das ist besonders wichtig für Menschen, die schon regelmäßig etwas einnehmen müssen. Manchmal enthält diese Position aber auch Warnhinweise zu Lebensmitteln, die auf bestimmte Arzneimittel Einfluss nehmen können. Auch hier ist möglich, dass sie die Wirkung verstärken oder aufheben. Milch zum Beispiel kann die Wirkung von Antibiotika abschwächen. Speziell über die Wechselwirkung mit anderen Mitteln sollte man mit seinem Arzt sprechen.
7. Anwendungsfehler und Überdosierung
Was ist zu tun, wenn die Einnahme vergessen wurde oder doppelt erfolgt ist? Ein wichtiger Punkt, weil viele Medikamente nur bei genauer Dosierung richtig wirken können. Außerdem kann die Fehlerhafte Einnahme auch wieder zu den unerwünschten Nebenwirkungen aus Punkt 5 führen. Auch wichtig ist bei einigen Arzneien der Zeitpunkt der Einnahme: vor, während oder nach dem Essen? Der Zeitpunkt kann unter Umständen die Wirkung des Arzneimittels verlangsamen, beschleunigen, verstärken oder vermindern oder auch Nebenwirkungen verstärken.
8. Haltbarkeit und Hinweise
Wie lange ist das Medikament haltbar? Wie muss es gelagert werden, damit es seine Wirkung nicht verändert oder verliert? Manche Medikamente gehören zum Beispiel in den Kühlschrank.
Fazit
Trotz des unguten Gefühls, das der ein oder andere vielleicht haben mag, wenn er den Beipackzettel auseinanderfaltet, lohnt sich der Blick hinein also auf jeden Fall. Und über alles, was danach noch unklar ist oder Sorgen bereitet, spricht man am besten mit seinem Arzt. Damit die verschriebenen Medikamente auch genau so wirken können, wie sie sollen.