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Epigenetik: Wie der Lebensstil unsere Gene beeinflusst

Group 11 5 min Lesezeit   |   08.10.2025

Bitte beachten Sie, dass sich die Aktualität der Inhalte immer auf das Veröffentlichungsdatum bezieht.

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Lange Zeit ging man davon aus, dass unsere Gene sind, wie sie sind. Dass sie eine Art Bauplan darstellen, der unverrückbar festlegt, wie wir aussehen, welche körperlichen Eigenschaften wir haben und wie groß unser Risiko für bestimmte Krankheiten ist. In der DNA steckt die Information für Haar- und Augenfarbe ebenso wie für Körpergröße oder Geschlecht. Auch Veranlagungen für Erkrankungen wie Diabetes, Krebs oder Bluthochdruck sind dort hinterlegt.

Doch mittlerweile weiß man: Gene allein entscheiden nicht darüber, ob wir erkranken. Ob eine Krankheit tatsächlich ausbricht, hängt auch von unserem Lebensstil und äußeren Einflüssen ab. Ernährung, Bewegung, Stress oder Umweltfaktoren können Gene aktivieren oder stilllegen – und damit den Verlauf unseres Lebens beeinflussen. Wie genau das alles abläuft, will die Epigenetik, ein Teilgebiet der Biologie, herausfinden.1

Epigenetik kurz erklärt

Im Unterschied zur Genetik, die die Abfolge der DNA-Basen untersucht, beschäftigt sich die Epigenetik mit Veränderungen, die außerhalb des eigentlichen Erbgutcodes stattfinden. Es geht dabei um chemische und strukturelle Modifikationen am Chromatin – also dem Verbund aus DNA und Eiweißmolekülen, der unsere Chromosomen bildet. Diese Anpassungen bestimmen, wie aktiv bestimmte Gene sind, ohne die Erbinformation selbst zu verändern. Die Gesamtheit dieser Anpassungen bezeichnet man als Epigenom. Während fast jede Zelle unseres Körpers das gleiche Genom – also die identische Erbinformation – trägt, besitzt jede von ihnen ein eigenes, charakteristisches Epigenom. Dieses bestimmt, welche Gene aktiv sind und welche stumm bleiben. Auf diese Weise können sich Zellen spezialisieren und die unterschiedlichsten Funktionen übernehmen – von der Muskelarbeit bis zur Nervenleitung.2

Eine Epigenetik-Expertin im Interview

Warum das Thema „Epigenetik“ in der Forschung so relevant ist, wie der Lebensstil unsere Gene beeinflusst und warum man es mit der Selbstoptimierung nicht übertreiben sollte, hat uns die Molekularbiologin Prof. Annette Schürmann vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung verraten.

Frau Prof. Schürmann, seit wann beschäftigen Sie sich mit Epigenetik?
Wir beschäftigen uns in der Stoffwechselforschung schon seit über 20 Jahren mit der Frage, warum die Bevölkerung immer übergewichtiger wird und dadurch Folgeerkrankungen wie Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder auch Krebs entstehen. Anfangs ging man davon aus, dass es sich im Wesentlichen um eine Kombination aus Lebensstil und genetischer Ausstattung handelt. Doch schnell wurde klar: Genetik spielt zwar eine Rolle – etwa 30 bis 60 Prozent können wir dadurch erklären –, aber sie reicht nicht aus. Es musste eine weitere Ebene geben. Und genau da kommt die Epigenetik ins Spiel.

Was konnten Sie herausfinden?
Wir wissen schon länger, dass epigenetische Veränderungen einen großen Einfluss auf unsere Ausprägung haben, vor allem während der embryonalen Entwicklung. Besonders überzeugend waren für uns Studien mit genetisch identischen Mäusen: Eine Gruppe nahm durch ungesunde Ernährung stark zu, die andere nicht – obwohl die Gene gleich waren. Der Unterschied lag im Epigenom, also darin, wie Gene ein- oder ausgeschaltet sind.

Welche Rolle spielt der Lebensstil für epigenetische Veränderungen?
Es ist bekannt, was das Epigenom negativ beeinflusst: eine stark kalorienreiche, fett- und zuckerreiche Ernährung. Das zeigt sich in Ernährungsinterventionen und sogar in Zellkulturmodellen. Das Gute ist aber: Im Gegensatz zur Genetik ist die Epigenetik flexibel. Wer sich lange ungesund ernährt hat, kann mit einem veränderten Lebensstil vieles wieder umkehren – Übergewicht abbauen, Insulinresistenz verringern, den Stoffwechsel verbessern. Je früher man eingreift, desto besser.

Sind Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll, die mit epigenetischen Effekten werben?
Nein. Davon rate ich klar ab. Viele Produkte versprechen, das Epigenom direkt zu beeinflussen – das ist Unsinn. Wir wissen noch nicht, warum bestimmte Nahrungsbestandteile epigenetische Veränderungen an ganz bestimmten Genen hervorrufen und damit ihre Aktivität verändern. Deshalb kann niemand gezielt ein Pulver oder eine Tablette entwickeln, die das reguliert. Sinnvoll sind nur ganzheitliche Maßnahmen: weniger Zucker, ausgewogene Ernährung, Intervallfasten und mehr Bewegung. Solche Strategien wirken sich nachweislich positiv aus. Nahrungsergänzungen dagegen sind kaum getestet und bergen eher Risiken.

Neben Ernährung – welche anderen Faktoren beeinflussen die Epigenetik?
Bewegung und Stress sind zwei ganz wesentliche Faktoren. Studien zeigen, dass Ausdauertraining über acht Wochen das Epigenom verbessern kann – allerdings reagieren nicht alle Menschen gleich stark darauf. Wichtig ist deshalb, im Alltag Bewegung einzubauen: dreimal pro Woche Sport, Treppen statt Aufzug, öfter mal mit dem Rad fahren. Körperliche Aktivität wirkt sich positiv auf den Stoffwechsel, das Gewicht, die Insulinempfindlichkeit und sogar auf das Demenzrisiko aus.

Was halten Sie von epigenetischen Tests – beispielsweise zum „biologischen Alter“?
Da bin ich skeptisch. Kommerziell angebotene Tests sind nicht seriös genug, weil sie nur einen Bruchteil der relevanten Gene erfassen. Wir haben rund 30.000 Gene, die alle in epigenetische Veränderungen einbezogen werden können. Einzelne Marker reichen bisher nicht aus, um genaue Vorhersagen zu treffen.

Manche kritisieren, dass Epigenetik im Longevity-Kontext zur Selbstoptimierung missbraucht wird. Wie sehen Sie das?
Da stimme ich zu. Gerade in der „Longevity-Szene“ wird vieles übertrieben. Tiermodelle zeigen zwar Effekte von Kalorienrestriktion auf die Lebensdauer, aber beim Menschen ist das nicht belegt. Extreme Maßnahmen bergen Gefahren – bis hin zu Essstörungen. Klar ist: Wir werden alle älter, das lässt sich nicht aufhalten. Entscheidend ist, wie wir mit Eigenverantwortung unseren Körper unterstützen, um gesund alt zu werden.

Abschließend: Können wir unsere Gesundheit also mehr beeinflussen als gedacht?
Ja, das Positive ist: Epigenetische Veränderungen sind zu einem großen Teil umkehrbar. Wir können vieles wieder korrigieren. Wichtig ist auch: Die Gesundheit der Eltern hat einen epigenetischen Einfluss auf die Kinder. Ungesunde Ernährung oder Bewegungsmangel der Eltern können sich auf die Nachkommen auswirken. Deshalb sollten gerade junge Menschen in Familienplanung und Schwangere auf Ernährung und Bewegung achten. Wir wissen: Wenn sich schwangere Frauen sportlich betätigen, wirkt sich das positiv auf das Epigenom der Kinder aus.

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