Bei einer Sinusitis sind die Schleimhäute der Nasennebenhöhlen und der Nase entzündet. Deshalb wird die Erkrankung auch als „Rhinosinusitis“ bezeichnet. „Rhino“ bedeutet Nase und „Sinus“ Hohlraum.
Die Nasennebenhöhlen sind Teil der oberen Luftwege und mit der Nasenhöhle verbunden. Sie bestehen aus mehreren Hohlräumen im Schädelknochen, die nach oben bis zur Stirn und nach unten bis zu den Zähnen des Oberkiefers reichen. Deshalb unterteilt man die Nebenhöhlen in Stirn-, Kiefer-, Keilbeinhöhle und Siebbeinzellen. Die Nasennebenhöhlen sind mit Schleimhaut ausgekleidet, auf der sich kleine Härchen (Flimmerepithel) befinden. Die Schleimhaut der Nebenhöhlen bildet Flüssigkeit (Sekret), die über Nase und Rachen abfließt.
Nasennebenhöhlen
Man unterscheidet zwischen der akuten und der chronischen Nasennebenhöhlenentzündung: Die akute Form kann mehrmals im Jahr auftreten, verschwindet aber spätestens nach einigen Wochen wieder. Von einer chronischen Nasennebenhöhlenentzündung spricht man, wenn die Beschwerden länger als drei Monate andauern.
Eine Nebenhöhlenentzündung geht meist mit folgenden Beschwerden einher:
Manchmal kommen auch Fieber und Kopfschmerzen hinzu.
Bei einer Sinusitis sind die Nasenwege durch die Schwellung der Schleimhaut und die Ansammlung von Flüssigkeit blockiert. Dies erschwert die Atmung durch die Nase, die sich verstopft anfühlt. Ein grünliches oder gelbliches Sekret ist ein Zeichen für die Ansiedlung von Krankheitserregern.
Die Schmerzen können von der Nasennebenhöhle in andere Bereiche des Kopfes ausstrahlen. Sie treten häufig im Bereich der Stirn, des Oberkiefers oder um die Augen herum auf, seltener auch an den Zähnen. Die Schmerzen und das Verstopfungsgefühl verstärken sich meist, wenn man sich nach vorne lehnt – etwa beim Aufstehen aus dem Bett. Der Geruchssinn ist oft eingeschränkt oder ganz verschwunden.
Eine akute Sinusitis wird oft durch eine Erkältung oder eine Grippe hervorgerufen. Erkältungen werden meist durch Atemwegsviren verursacht, seltener durch bakterielle Erreger. Nach einer viralen Infektion kann es jedoch zu einer zusätzlichen Besiedlung mit Bakterien kommen.
Viren oder Bakterien lösen eine Entzündung aus, die die Schleimhäute anschwellen lässt. Dies kann den Abfluss von Sekret aus den Nebenhöhlen behindern. Dadurch verdickt sich die Flüssigkeit, und die Hohlräume füllen sich mit zähem, oft gelblich-grünlichem Schleim.
Warum eine chronische Sinusitis entsteht, weiß man oft nicht. Manchmal entwickelt sie sich aus einer hartnäckigen akuten Sinusitis. Auch andere Einflüsse können eine chronische Nasennebenhöhlenentzündung begünstigen oder verstärken, zum Beispiel:
Auch ein geschwächtes Immunsystem, zum Beispiel durch Einnahme von Medikamenten, kann das Risiko für eine chronische Sinusitis erhöhen. Umweltfaktoren wie Chemikalien oder Zigarettenrauch können ebenfalls eine Rolle spielen.
Eine akute Sinusitis heilt meist innerhalb von 1 bis 2 Wochen folgenlos ab. Selten kommt es zu Komplikationen oder die Beschwerden bleiben über Monate bestehen. Als Folge einer chronischen Nasennebenhöhlenentzündung können Schleimhaut-Ausstülpungen entstehen, sogenannte Nasenpolypen. Sie beeinträchtigen die Nasenatmung und den Geruchssinn. Diese Nasenpolypen sind nicht zu verwechseln mit den vor allem bei Kindern häufig vergrößerten Rachenmandeln. Letztere werden oft fälschlicherweise als „Polypen“ bezeichnet.
Sehr selten breitet sich die Entzündung auf umliegende Körperregionen aus, etwa die Augen oder das Gehirn. Anzeichen dafür sind hohes Fieber, Schwellungen um die Augen, entzündliche Hautrötungen, starker Gesichtsschmerz, Lichtempfindlichkeit und Nackensteife. Bei solchen Symptomen ist rasche ärztliche Hilfe wichtig – entweder in einer Praxis oder Klinik.
Die Ärztin oder der Arzt fragt zunächst nach den Beschwerden und prüft durch sanftes Drücken und Klopfen im Gesicht, ob typische Schmerzen bestehen. Mit einem kleinen Endoskop kann sie oder er das Innere der Nase prüfen und beispielsweise erkennen, ob die Schleimhaut geschwollen ist. Nur in Ausnahmen wird eine Probe (Abstrich) des Sekrets genommen und anschließend im Labor auf Krankheitserreger untersucht. Für den Abstrich wird eine Sonde durch die Nase geführt. Falls die Diagnose weiterhin unklar ist oder es Anzeichen für Komplikationen gibt, kann eine Computer-Tomografie (CT) oder ein Ultraschall gemacht werden.
Festzustellen, ob Bakterien oder Viren die Sinusitis ausgelöst haben, ist aufwendig und meist unnötig. Bei einer akuten Sinusitis hat dies kaum Einfluss auf die Behandlung.
Bei einer chronischen Sinusitis kann manchmal ein Allergietest weiterhelfen. Häufig tritt eine Allergie zusammen mit einer chronischen Nebenhöhlenentzündung auf.
Kortisonhaltige Nasensprays können die Beschwerden sowohl bei einer akuten als auch bei einer chronischen Nasennebenhöhlenentzündung lindern. Abschwellende Nasensprays helfen höchstens kurzfristig und sollten nur über wenige Tage angewendet werden. Manchen Menschen hilft es auch, die Nase zu spülen oder zu inhalieren. Antibiotika sind nur selten sinnvoll.
Bei einer chronischen Sinusitis mit Nasenpolypen kommen auch sogenannte Biologika infrage. Bisher sind die Wirkstoffe Dupilumab, Omalizumab und Mepolizumab zur Behandlung einer Sinusitis zugelassen. Dupilumab kann die Entzündung in der Nasenschleimhaut lindern. Bei Omalizumab und Mepolizumab liefern Studien Hinweise, dass sie ebenfalls helfen können.
Bei einer chronischen Entzündung entscheiden sich manche Menschen für eine Operation, bei der die Engstellen in den Nasennebenhöhlen erweitert und auch Nasenpolypen entfernt werden. Ein solcher Eingriff ist eine Möglichkeit, wenn andere Behandlungen keine ausreichende Besserung gebracht haben.
Die Hausarztpraxis ist meist die erste Anlaufstelle, wenn man krank ist oder bei einem Gesundheitsproblem ärztlichen Rat braucht. Informationen zur Gesundheitsversorgung in Deutschland helfen dabei, sich im Gesundheitssystem zurechtzufinden und eine passende Arztpraxis zu finden. Mit dieser Frageliste kann man sich auf den Arztbesuch vorbereiten.
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Aktualisiert am 10.04.2024
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