Fünf Fähigkeiten, die Kinder bereits in den ersten fünf Jahren erlernen können – und ein Leben lang davon profitieren.
„Ach, um jetzt noch eine Sprache zu lernen, bin ich doch viel zu alt!“ Auch, wenn dieser berühmte Satz nicht stimmt, ist es umgekehrt richtig, dass das Gehirn im Kindesalter enorm lern- und aufnahmefähig ist. Entsprechend gibt es einige Fähigkeiten, bei denen es sich besonders lohnt, sie in jungen Jahren zu lernen und so Grundlagen für das gesamte Leben zu schaffen.
So stärkt man das Gedächtnis
So kann man mit einer Vielzahl an Übungen bereits sehr früh spielerisch die Gedächtnisleistung trainieren. Das Gehirn ist im Kindesalter besonders lernwillig und knüpft besonders schnell neue Verbindungen zwischen Nervenzellen. Das Spiel Memory ist dabei eine wunderbare Möglichkeit, Merkfähigkeit und Konzentration zu verbessern.
Auch kleinere Übungen mit Worten sind bereits möglich, Lesen und Schreiben ist dafür nicht notwendig. Man liest circa zehn dem Kind bekannte Worte vor und gibt die Aufgabe, möglichst viele Worte im Anschluss nachzumalen. Dies können beispielweise Alltagsgegenstände oder Orte sein. Diese Übung ist nicht nur ein gutes Gedächtnis- und Kreativitätstraining, sondern produziert auch gleichzeitig unterhaltsame Bilder und schöne Erinnerungen. Mit derartigen Übungen lässt sich bereits früh ein weit verzweigtes Neuronennetzwerk im Gehirn aufbauen, wovon Kinder ein Leben lang profitieren können. Bestimmte Knotenpunkte sind so bereits vorhanden, an die sich spätere Erfahrungen und neues Wissen leichter andocken können.
So fördert man Sprachen und Kulturen
Es ist mittlerweile zu einem regelrechten Wahn geworden, seinen Kindern möglichst früh eine oder gleich mehrere Fremdsprachen beizubringen. Dies ergibt jedoch im Vorfeld der Schule nur Sinn, wenn mindestens ein Elternteil die entsprechende Sprache auch sehr gut beherrscht, am besten als Muttersprache. Denn die vielen nachgewiesenen, positiven Effekte des Zweitspracherwerbs zeichnen sich nur ab, wenn die Sprache auch korrekt vermittelt wird. Ein ständiges Durcheinandersprechen oder die Überforderung mit Versuchen, drei oder mehr Sprachen gleichzeitig beizubringen, kann dazu führen, dass das Kind hinterher keine der Sprachen richtig beherrscht. Hat man sich einen strukturierten Plan zurechtgelegt, mit dem das Kind erfolgreich multilingual erzogen wird, kann dieses davon später enorm profitieren. Forscher der kanadischen York University konnten in einer Studie zeigen, dass multilinguale Kinder ein allgemein verbessertes Lernvermögen haben, was in vielen Schulbereichen von Vorteil ist. Auch fällt es mehrsprachigen Kindern in der Regel leichter, neue Freunde zu finden und anderen Kulturen nahezukommen und offener zu begegnen. Je früher mögliche Sprachbarrieren abgebaut werden, desto besser.
So verbessert man die Motorik
Das Spielen draußen in der Natur oder auf Spielplätzen macht nicht nur Spaß, sondern hilft auch dabei, die Grob- und Feinmotorik zu schulen. Bäume erklimmen und über Spielgeräte auf dem Spielplatz zu balancieren, ist eine gute Basis, um später feinmotorische Aufgaben wie Malen oder Schreiben besser zu bewältigen. Je besser und früher Kontrolle über die Bewegungen des Körpers besteht, umso leichter fällt es in der Regel, diese zu perfektionieren. Fangen spielen, Kneten und An-Bäumen-Hangeln, ist also weit mehr als nur spaßiger Zeitvertreib.
So trainiert man Selbstständigkeit
Schon im Kindergarten wird häufig ein gewisses Maß an Selbstständigkeit erwartet: persönliche Sachen in der eigenen Box im Regal aufzubewahren, Spielsachen wegzuräumen und Mitarbeit an Bastel- oder Gartenprojekten. Als Eltern die Neugier des Kinds anzuregen, ist der Schlüssel, um die Selbstständigkeit bei solchen Aufgaben zu fördern. Die eigenen Interessen des Kinds, soweit es geht, zu unterstützen und keine Hobbys aufzuzwingen, lässt Kinder schneller Erfolge spüren und führt dazu, dass sie diese Aktivitäten weiterverfolgen. Das Anbieten von mehreren für die Eltern akzeptablen Optionen für Aktivitäten fördert das Treffen von eigenständigen Entscheidungen. Ebenfalls eine Fähigkeit, die ein Leben lang von Vorteil ist.
So lernt man den Umgang mit Emotionen
Im Alltag müssen wir täglich mit zahlreichen Emotionen umgehen, sie richtig einordnen und unter Umständen anderen gegenüber darauf angemessen reagieren. Ohne die nötige Lebenserfahrung ist das gar nicht so einfach. Doch wer seine Gefühle beherrschen möchte, muss kein Jedi-Ritter sein. Den Umgang damit bereits in jungen Jahren zu trainieren, ist ganz einfach und führt später dazu, dass Kinder eine optimistischere Grundeinstellung erlangen können. Sie verstehen besser, was sie an einem Problem genau bedrückt und können dieses Problem durch bessere Kommunikation mit anderen leichter lösen. Wer lernt, mit Gefühlen wie Angst früh umzugehen, sie einzuordnen und Auswege zu finden, hat es in vielen späteren Lebenssituationen leichter.
Eine mögliche Technik, um Kindern den Umgang mit Gefühlen beizubringen, ist, sie bei schlechter Laune erst einmal allein zu lassen. Nur wenn festgelegte Grenzen wie Beleidigungen überschritten werden, sollte eingegriffen werden. Entzieht sich ein schlecht gelauntes Kind der Situation, kommt es meist später ganz von allein zurück. Hier kann nun angesetzt werden und beispielsweise eine offene Frage nach dem Grund für die Wut gestellt werden. Dabei kann auch aktiv dazu aufgefordert werden, mehr darüber zu erzählen, statt das Kind mit einem Vorwurf über das allgemein schlechte Verhalten in der erlebten Situation zu konfrontieren. Lehrreicher sind konkrete Aufforderungen, bestimmtes Verhalten wie Beschimpfungen zu unterlassen. So lernen Kinder besser, mit welchem konkreten Verhalten sie Zuspruch und positive Erfahrungen sammeln, können darauf aufbauen und lernen, Konflikte besser zu lösen.