Die Zahlen sind erschreckend: Über 60 Prozent der Männer und fast die Hälfte der Frauen sind hierzulande von Übergewicht betroffen. Und fast ein Fünftel der Erwachsenen weist eine Adipositas auf. Dies beeinträchtigt oft nicht nur das Wohlbefinden und die Lebensqualität der Betroffenen, sondern verursacht auch diverse Folgeerkrankungen. Wir gehen der Frage nach, wie sich das Gewicht mit gesunder Ernährung und Bewegung reduzieren lässt und welche weiteren Behandlungsmöglichkeiten sinnvoll sind.
Hätten Sie’s gedacht? Laut Selbstangaben aus den Jahren 2019/2020 sind in Deutschland 46,6 Prozent der Frauen und 60,5 Prozent der Männer von Übergewicht – einschließlich Adipositas – betroffen. Und fast jeder fünfte Erwachsene (19 Prozent) gilt als adipös, also stark übergewichtig.1 Betrachtet man die Entwicklung seit 2005, lässt sich feststellen, dass die Deutschen immer dicker werden.2 Nicht umsonst ist daher die Rede von der Volkskrankheit Übergewicht oder Adipositas.
Wann gilt man als übergewichtig oder adipös?
Um zu ermitteln, ob eine Person unter-, normal- oder übergewichtig ist, wird der sogenannte „Body-Mass-Index“, kurz BMI, herangezogen. Der BMI bewertet das Körpergewicht in Relation zur Körpergröße und dient zur Abschätzung des Körperfettanteils. Er berechnet sich aus dem Quotienten aus Körpergewicht und Körpergröße zum Quadrat (kg/m2). Die Gewichtsklassifikationen bei Erwachsenen anhand des BMI sehen wie folgt aus:
BMI < 18,5 | Untergewicht |
BMI 18,5 – 24,9 | Normalgewicht |
BMI 25 – 29,9 kg/m2 | Übergewicht |
BMI 30 – 34,9 kg/m2 | Adipositas Grad I |
BMI 35 – 39,9 kg/m2 | Adipositas Grad II |
BMI ≥ 40 kg/m2 | Adipositas Grad III |
Quelle: BMI – Adipositas Gesellschaft (adipositas-gesellschaft.de)
Kurzum: Als übergewichtig gelten Personen mit einem BMI ab 25, von Adipositas spricht man ab einem BMI von 30. Wer seinen BMI bestimmen möchte, findet im Netz BMI-Rechner, bei denen mitunter auch das Alter abgefragt wird.3 Der Body-Mass-Index steht allerdings immer wieder in der Kritik, weil er keine Informationen über die Körperzusammensetzung liefert und auch nicht zwischen Muskel- und Fettmasse unterscheidet. Aufgrund seiner einfachen Berechnung und der weltweiten Akzeptanz ist er aber nützlich, um die Verbreitung von Übergewicht und Adipositas in der Bevölkerung einzuschätzen. Grundsätzlich kann man festhalten, dass man durch Laborwerte, Magenspiegelung, Cortisolwert-Bestimmung oder Elektrokardiographie durch ein geschultes Ärzteteam, den Grad gut bewerten kann.
Hinweis: Der Unterscheid zwischen Adipositas und Lipödem
Während es sich bei Adipositas um eine übermäßige Körperfettansammlung handelt, die meist durch ungesunde Ernährung und Inaktivität verursacht wird, ist das Lipödem eine genetisch bedingte Fettverteilungsstörung. In bestimmten Körperbereichen nimmt Fett beim Lipödem unproportional zu, oft sind vor allem Beine und Arme betroffen. Adipositas kann durch Diät und Bewegung verbessert werden, während Lipödem unbeeinflusst vom Lebenswandel bleibt und oft chirurgische Eingriffe erfordert. Lipödem betrifft überwiegend Frauen und ist meist mit Schwellungen, Schmerzen und Empfindlichkeit verbunden. Die genauen Ursachen des Lipödems sind nicht vollständig verstanden, vermutet werden hormonelle Einflüsse.
Warum gibt es immer mehr übergewichtige Personen?
Ursächlich für die Zunahme an übergewichtigen und adipösen Menschen sind nach Einschätzung von Experten vor allem Lebensstilfaktoren – und hier allen voran Bewegungsmangel und Fehlernährung. Die Molekularbiologin Prof. Dr. Annette Schürmann, die am Deutschen Institut für Ernährungsforschung zu Adipositas und Diabetes forscht, folgt dieser Einschätzung und gibt zu bedenken: „Wir haben unser Ernährungsverhalten in den letzten Jahrzehnten massiv verändert. Wir konsumieren sehr viel verarbeitete Lebensmittel wie zum Beispiel Fertigprodukte, die einen hohen Fett-, Zucker und Salzgehalt aufweisen, und weniger ursprüngliche Komponenten wie Obst, Gemüse oder Vollkornprodukte. Schlecht ist auch das andauernde Snacken. Drei geregelte Mahlzeiten? Das war einmal.“