Hodenkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei jungen Männern. Über Symptome, Risikofaktoren und Präventionsmöglichkeiten.
Hodenkrebs ist die häufigste Tumorerkrankung bei Männern im Alter zwischen 25 und 45 Jahren. Auch ältere Männer können davon betroffen sein. Insgesamt tritt die Erkrankung jedoch vergleichsweise selten auf. So macht Hodenkrebs rund zwei Prozent aller Krebsfälle beim Mann aus. In Deutschland erkranken jährlich etwas mehr als 4.000 Männer an Hodenkrebs.1 Die gute Nachricht lautet: Wird die Krankheit frühzeitig erkannt, sind die Heilungschancen sehr hoch.
Entstehung und Symptome von Hodenkrebs
Etwa 90 Prozent der Hodentumore entstehen aus veränderten Keimzellen, sogenannte germinale Tumore. Keimzellen sind die Zellen im Hoden, aus denen Spermien entstehen. Hodentumore lassen sich in zwei Hauptgruppen einteilen: Reine Seminome bestehen aus nur einer Gewebeart und machen etwa 60 Prozent der Hodentumore aus. Nicht-Seminome sind bösartige Hodentumore, die aus unterschiedlichen Gewebearten bestehen können – sie machen rund 40 Prozent der Hodentumore aus.2
Kleine Tumore im Hoden verursachen in der Regel keine Beschwerden. Eine tastbare, schmerzfreie Verhärtung im Hodensack kann jedoch auf Hodenkrebs hindeuten. Ebenso können ein Schweregefühl des Hodens bzw. eine Vergrößerung oder Schwellung des Hodens Anzeichen für einen Tumor sein.
Weitere mögliche Symptome:
Einseitiges Ziehen im Hoden oder in der Leiste, Flüssigkeitsansammlung im Hoden und eine Vergrößerung der Brustdrüse und Schmerzen in der Brust.3 Letzteres tritt auf, weil Hodentumore mitunter Hormone produzieren, die sonst vor allem bei Frauen auftreten.
Risikofaktoren für Hodenkrebs
Laut Dr. Susanne Weg-Remers vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg sind vor allem folgende Risikofaktoren für Hodenkrebs bekannt: „Häufiger betroffen sind Männer, die in der Kindheit einen angeborenen Hodenhochstand hatten, auch wenn dieser behandelt wurde. Ein erhöhtes Risiko liegt zudem vor, wenn enge Familienmitglieder – etwa Vater oder Bruder – an Hodenkrebs erkrankt sind. Bei Männern, die bereits Hodenkrebs hatten, besteht darüber hinaus eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass sich auch im gesunden Hoden ein Tumor entwickelt.“
Erkrankungsverlauf bei Hodenkrebs
Zu Beginn bleibt der Tumor auf den Hoden begrenzt. Mit fortschreitendem Wachstum kann er jedoch die schützende Bindegewebskapsel durchbrechen und in angrenzendes Gewebe wie den Nebenhoden oder den Samenstrang eindringen. Über die Lymphgefäße in der Umgebung können Krebszellen in die Lymphknoten entlang der Bauchschlagader (Aorta) im hinteren Bauchraum transportiert werden. Gelangen Tumorzellen in den Blutkreislauf, können sie sich in verschiedenen Organen des Körpers ansiedeln, sich vermehren und Metastasen bilden. Beim Hodenkrebs treten solche Tochtergeschwülste oft in der Lunge auf.4
Therapie und Heilungschancen
Prinzipiell gilt: Je früher Hodenkrebs diagnostiziert und behandelt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Wenn ein Seminom in einem frühen Stadium erkannt wird, liegt die Heilungsrate bei fast 100 Prozent. Auch fortgeschrittene Seminome lassen sich in der Regel erfolgreich behandeln. Bei frühzeitig entdeckten Nicht-Seminomen sind die Heilungschancen ebenfalls sehr hoch – über alle Tumorarten und -stadien hinweg liegt die Heilungsrate bei mehr als 90 Prozent.5
Wie genau der Hodenkrebs behandelt wird, hängt stark vom Stadium der Erkrankung ab. Krebsexpertin Weg-Remers erklärt: „Eine zentrale Rolle spielt die operative Entfernung des erkrankten Hodens. Je nach Ausbreitung des Tumors kann zusätzlich eine Chemo- oder Strahlentherapie erforderlich sein. In seltenen Fällen, etwa bei Männern mit nur einem Hoden und einem sehr kleinen Tumor, kann auch nur eine operative Entfernung des Tumors mit Erhalt des Hodens, Bestrahlung und einer engmaschigen Überwachungsstrategie infrage kommen.“
Warum die Selbstuntersuchung so wichtig ist
Wer seine Hoden regelmäßig selbst untersucht, steigert die Chance, Hodenkrebs in einem frühen und gut behandelbaren Stadium zu entdecken. Urologen empfehlen Jungen und Männern im Alter von 14 bis 45 Jahren, mindestens einmal im Monat die Hoden abzutasten – am besten im Stehen unter einer warmen Dusche, da die Haut des Hodensacks dann entspannt ist.6
Vorsorgemaßnahmen im eigentlichen Sinne gibt es gegen Hodenkrebs nicht. „Da Hodenkrebs nicht primär durch Lebensstilfaktoren bedingt ist, gibt es kaum Möglichkeiten zur Vorbeugung“, sagt Weg-Remers. Sie betont daher, wie wichtig die regelmäßige Selbstuntersuchung sei und rät allen Männern: „Wenn beim Abtasten der Hoden etwas Ungewöhnliches auffällt, sollte rasch ein Arzt aufgesucht werden.“