Es ist ein eher seltenes Phänomen. Brustkrebs wird in der Regel vorwiegend mit Frauen assoziiert. Doch auch Männer können – wenn auch vergleichsweise selten – an einem Karzinom – einem bösartigen Tumor – der Brustdrüse erkranken. So betrifft statistisch gesehen eine von 100 Brustkrebsneuerkrankungen einen Mann. In Deutschland erkranken pro Jahr etwa 700 Männer, meist im höheren Lebensalter, an Brustkrebs. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei rund 71 Jahren.1
Wie entsteht Brustkrebs beim Mann?
Auch beim Mann ist Brustgewebe in Ansätzen vorhanden. So finden sich auch in der männlichen Brust Anlagen der Milchgänge. Hier haben schätzungsweise 90 Prozent der Brustkrebserkrankungen ihren Ausgangspunkt. Denn die Milchgangzellen gelten als besonders anfällig für die Entwicklung von Brustkrebs. Aufgrund der Tatsache, dass Milchgänge bei Männern nur schwach ausgeprägt sind, ist Brustkrebs beim Mann – wie bereits erwähnt – eine seltene Erkrankung.2
Risikofaktoren
Es gibt einige Faktoren, die das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, erhöhen.3 Dazu gehören unter anderem:
- Erhöhter Östrogenspiegel
„So wie bei Frauen ist der Brustkrebs bei Männern häufig hormonabhängig. Männer, die aufgrund unterschiedlicher Ursachen einen relativ hohen Östrogenspiegel haben, haben ein erhöhtes Risiko, an Brustkrebs zu erkranken“, sagt Dr. Susanne Weg-Remers vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg. Männer produzieren das Sexualhormon Östrogen in viel geringeren Mengen als Frauen. Ursächlich für einen erhöhten Östrogenspiegel können zum Beispiel starkes Übergewicht, Lebererkrankungen oder auch das sogenannte Klinefelter-Syndrom sein. Bei dieser Erkrankung weisen Männer ein oder mehrere zusätzliche weibliche X-Chromosomen auf. - Genetische Faktoren
Ungefähr jede zehnte Brustkrebserkrankung beim Mann wird mit genetischen Faktoren in Verbindung gebracht. Relevant sind hier Veränderungen in den sogenannten BRCA-Genen (BRCA = breast cancer genes). Wenn Veränderungen in diesen Genen vorliegen, haben Männer ein deutlich höheres Risiko, an Brustkrebs zu erkranken. - Vorerkrankungen
Als Grunderkrankungen, die das Risiko für Brustkrebs beim Mann erhöhen können, gelten zum Beispiel: Diabetes, Prostatakrebs, Schilddrüsenüberfunktion und Leberzirrhose. - Lebensstil
Lebensstilfaktoren gehören – wie auch bei anderen Krebserkrankungen – ebenfalls zu den Risikofaktoren für Brustkrebs beim Mann. Vor allem ein übermäßiger Alkohol- und Nikotinkonsum sowie Bewegungsmangel gelten als schädlich. - Radioaktive Strahlung
Genauso wie bei Frauen gilt auch bei Männern radioaktive Bestrahlung als ein Risiko für Brustkrebs. Das trifft zum Beispiel auf Männer zu, bei denen früher der Oberkörper bestrahlt wurde, etwa aufgrund einer vorherigen Krebserkrankung.
Symptome
Zu den Symptomen, die auf Brustkrebs hinweisen können, zählen zum Beispiel:4
- Einseitige Verhärtung oder Knoten im Brustbereich
- Eingezogene Brustwarze
- Entzündungen der Brustwarze
- Flüssigkeitsabsonderungen (klar, blutig, eitrig) der Brustwarze
- Eingezogene Haut an einer Stelle der Brust
- Veränderung einer Brust in Form und Größe im Vergleich zur anderen
Wichtig: Es ist wichtig zu beachten, dass nicht jede Veränderung zwangsläufig auf Brustkrebs hinweist. Wenn Männer eines oder mehrere dieser Symptome bei sich feststellen, sollten sie zur Abklärung zu ihrem Hausarzt oder ihrer Hausärztin gehen.
Diagnose
Wird der Brustkrebsverdacht in der Hausarztpraxis nicht zweifelsfrei entkräftet, erfolgt in der Regel die Überweisung an ein Brustzentrum oder an die Ambulanz einer vergleichbar spezialisierten Klinik. „Dort werden dann zur Abklärung die gleichen Untersuchungen wie bei Frauen durchgeführt: Ultraschall, Mammografie und gegebenenfalls wird eine Biopsie gemacht, also Gewebe entnommen, das dann feingeweblich vom Pathologen untersucht wird“, erklärt Krebsexpertin Weg-Remers.
Therapie
Die Behandlung von Brustkrebs läuft bei Männern ähnlich ab wie bei Frauen. Heißt: Das Tumorgewebe wird – wenn möglich – zunächst chirurgisch entfernt. Im Gegensatz zu Frauen, bei denen oft versucht wird, die Brust zu erhalten, wird bei Männern in der Regel das gesamte Brustgewebe entfernt, da dieses nur in geringem Maße vorhanden ist und sich deswegen die Entfernung der gesamten Brust meist nicht vermeiden lässt.
Weitere Therapien nach der OP richten sich gegen Tumorzellen, die noch im Körper verblieben sind. Hier werden – je nach Befund – Bestrahlung und Chemotherapie angewandt. „Da bei den meisten Männern der Tumor östrogenabhängig ist, empfehlen viele Ärzte auch eine antihormonelle Therapie mit entsprechenden Medikamenten“, so Weg-Remers. Seltener trete bei den betroffenen Männern eine starke Ausprägung des sogenannten HER2-Rezeptors auf, so die Expertin. Diese Rezeptoren sind Bindungsstellen für Wachstumsfaktoren, die die Krebszelle zur Teilung antreiben. In diesen Fällen könne eine Antikörpertherapie zum Einsatz kommen.
Hilfsangebote
Betroffene Männer können verschiedene Unterstützungsangebote in Anspruch nehmen, die über die medizinische Therapie hinausgehen. Bei der Krankheitsbewältigung können zum Beispiel Psychoonkologen, also Spezialisten, die Krebspatienten psychologisch betreuen und ihnen helfen, mit den emotionalen und psychischen Belastungen der Krankheit umzugehen oder auch regionale Krebsberatungsstellen hilfreich sein. Das „Netzwerk Männer mit Brustkrebs“5 bietet viel Know-how zum Thema und ist für Krebspatienten eine wichtige Anlaufstelle vor, während und nach der Erkrankung.