Für viele Menschen sind Krampfadern hauptsächlich ein kosmetisches Problem. Die bläulichen Venen direkt unter der Haut können aber auch zu Beschwerden wie schweren Beinen oder Wadenkrämpfen führen.
Am häufigsten finden sich Krampfadern an den Waden oder Innenseiten der Beine. Sie entstehen, wenn sich das Blut in den oberflächlichen Beinvenen staut. Typischerweise schwellen die Venen an, treten nach außen hervor und schimmern violett oder bläulich durch die Haut.
Eine weniger ausgeprägte Form von Krampfadern sind die Besenreiser: feine, rötliche oder bläuliche Verästelungen unter der Haut, die an dünne Zweige (Reisig) erinnern. Besenreiser entstehen ebenfalls oft an den Beinen, manchmal auch im Gesicht. Sie sind verbreitet, aber harmlos.
links: Krampfadern, rechts: Besenreiser
Krampfadern können dazu führen, dass sich die Beine schwer anfühlen und anschwellen, vor allem an den Knöcheln. Zudem kann die Haut spannen oder jucken. Die Beschwerden nehmen meist gegen Ende des Tages zu – vor allem nach längerem Sitzen oder Stehen. Manchmal lösen Krampfadern auch nächtliche Wadenkrämpfe oder Schmerzen aus. Bei warmem Wetter sind die Beschwerden oft ausgeprägter.
Das Aussehen der Krampfadern sagt nicht immer etwas über die Stärke der Beschwerden aus: So können wenig auffällige Krampfadern starke Beschwerden verursachen und große, knotig verdickte Adern gar keine.
Krampfadern können auch das Wohlbefinden beeinträchtigen. Manche Menschen stören die Krampfadern so sehr, dass sie ihre Beine nicht in der Öffentlichkeit zeigen wollen. Sie tragen nur noch lange Hosen und gehen zum Beispiel nicht mehr ins Schwimmbad. Wenn das Aussehen der Beine sehr belastet, kann auch ohne starke Beschwerden eine Behandlung sinnvoll sein.
In den Beinen befinden sich tief und oberflächlich gelegene Venen:
Damit das Blut nicht zurückfließt, sind alle Venen mit Klappen ausgestattet, die wie Ventile wirken.
Blutrückfluss bei Krampfadern am Bein
Wenn sich das Blut in den oberflächlichen Venen zurückstaut, können sich Krampfadern entwickeln. Die Hauptursache hierfür sind schwache Venenwände und -klappen. Es kann auch sein, dass nicht genug Druck auf die Venen ausgeübt wird – zum Beispiel weil man häufig und lange auf einer Stelle steht, ohne die Beinmuskeln (die „Muskelpumpe“) zu aktivieren.
Einige Faktoren machen Krampfadern wahrscheinlicher:
Bei Frauen treten Krampfadern häufig in der Schwangerschaft zum ersten Mal auf. Die hormonell bedingten Veränderungen des Körpergewebes und das zusätzliche Gewicht führen dazu, dass das Blut aus den Beinvenen schlechter abfließen kann. Oft bilden sich die Krampfadern aber in den Monaten nach der Geburt zurück.
Etwa 20 % der Erwachsenen bekommen irgendwann Krampfadern. Dabei nimmt die Häufigkeit mit dem Alter zu. Frauen haben öfter mit Krampfadern zu tun als Männer.
Die häufigste Komplikation von Krampfadern ist ein Beingeschwür („offenes Bein“). Wenn Krampfadern unbehandelt bleiben, entwickelt sich bei etwa 3 bis 6 % der Menschen eine offene Wunde. Andere mögliche Komplikationen wie Venenentzündungen, Thrombosen oder Blutungen sind selten.
Folgende Anzeichen können auf eine Komplikation hinweisen und sollten rasch ärztlich abgeklärt werden:
Blutungen treten bei Krampfadern zwar selten auf, können jedoch gefährlich sein und erfordern deshalb sofortige medizinische Hilfe. Als Erste-Hilfe-Maßnahme ist es wichtig, das Bein hochzulegen und Druck auf die blutende Stelle auszuüben.
Krampfadern sind durch ihr typisches Aussehen gut erkennbar. Ein Duplex-Ultraschall (auch „Doppler“ genannt) gibt Aufschluss über den Blutfluss in den Venen und über nicht dicht schließende Venenklappen. Er hilft auch, die Venen im Vorfeld einer Operation zu beurteilen.
Um Krampfader-Beschwerden zu lindern, wird oft empfohlen,
Stützstrümpfe (Kompressionsstrümpfe) üben Druck auf die Venen aus und sollen dadurch den Blutfluss unterstützen. Ob und wie gut sie bei Krampfader-Beschwerden helfen, ist noch unklar. Dies gilt auch für eine Gewichtsabnahme.
Nicht belegt ist zudem die Wirkung von Cremes, Salben, Tabletten und Nahrungsergänzungsmitteln, die zur Behandlung von Venenproblemen beworben werden. Solche Mittel enthalten zum Beispiel Extrakte aus Rosskastanie oder rotem Weinlaub.
Wenn die Krampfadern zu starken Beschwerden führen oder vor allem wegen ihres Aussehens sehr belasten, kann ein Eingriff helfen. Krampfadern können operativ entfernt, durch Hitze verschlossen oder chemisch verödet werden.
Dies sind die häufigsten Operationsmethoden:
Heute werden Krampfadern oft durch Hitze verschlossen, da dies seltener zu Komplikationen führt als eine Operation. Dazu gibt es zwei Möglichkeiten:
Eine weitere Alternative ist die sogenannte Sklerotherapie. Dabei wird eine Flüssigkeit oder ein Schaum in die betroffene Vene gespritzt. Der darin enthaltene Wirkstoff schädigt die Vene so stark, dass sie in Bindegewebe umgewandelt und dadurch verschlossen wird. Eine mögliche Nebenwirkung dieser Behandlung sind bräunliche Hautverfärbungen an den Einstichstellen, die meist innerhalb von einigen Wochen oder Monaten wieder verschwinden.
Weil nicht alle Krankenkassen jede Behandlung bezahlen, ist es sinnvoll, sich vorher darüber zu informieren, für welche Verfahren die Kosten übernommen werden.
Die Hausarztpraxis ist meist die erste Anlaufstelle, wenn man krank ist oder bei einem Gesundheitsproblem ärztlichen Rat braucht. In unserem Thema „Gesundheitsversorgung in Deutschland“ informieren wir darüber, wie man die richtige Praxis findet – und mithilfe unserer Frageliste möchten wir dabei helfen, sich auf den Arztbesuch vorzubereiten.
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Aktualisiert am 02.01.2023
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