Häufig kommen bei einer Arthrose im Knie Spritzen mit Hyaluronsäure zum Einsatz. Dazu gibt es neue Erkenntnisse.
Wer Schmerzen im Knie- oder Hüftgelenk hat, wird früher oder später zum Orthopäden gehen und vielleicht mit der Diagnose „Arthrose“ konfrontiert. Der medizinische Begriff Arthrose beschreibt eine Veränderung des Gelenks, wobei die schützende Knorpelschicht auf dem Knochen dünner wird. Das kann zu Schmerzen, Schwellungen und Entzündungen führen und am Ende auch zum Verlust der Knochensubstanz. Eine ideale Therapie wäre es, diese Knorpelschicht einfach wieder zu reparieren. Leider aber gibt es bis heute diese Möglichkeit noch nicht.
Einige Ärzte versprechen sich dennoch eine positive Wirkung auf den Krankheitsverlauf durch eine Injektion mit Hyaluronsäure. Dieses Mittel wird direkt in das betroffene Gelenk gespritzt. Die Hyaluronsäure ist eine körpereigene Substanz, die in den Gelenken als „Schmiermittel“ wirkt. Spritzen mit Hyaluronsäure sollen die natürlich im Gelenk vorkommende Hyaluronsäure ergänzen. Häufig werden sie sogar als „Knorpelaufbau-Spritzen“ beworben – doch das ist irreführend, denn: Es gibt keinen wissenschaftlichen Beweis, dass Hyaluronsäure den Knorpel wiederaufbaut. Die Kosten für diese Injektionen werden deshalb von den gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen, sind durch die Patienten selbst zu tragen.
Eine große Studie hat jetzt untersucht, ob diese Therapie wirksam ist und dafür vorhandene Studien ausgewertet.1
Was also bringen Spritzen in Gelenke?
Die Antwort ist eindeutig:
Vergleicht man die Ergebnisse von Hyaluronsäure mit der Gabe eines reinen Placebos („Scheinmedikament“) in einer Patientengruppe, dann ist die ernüchternde Erkenntnis:
- Hyaluronsäure wirkt kaum besser als ein Placebo (Scheinmedikament).
- Das Risiko für Nebenwirkungen ist doppelt so hoch wie bei einem Placebo.
- Intraartikuläre Injektionen, also Injektionen direkt in Gelenke, können mit verschiedenen Komplikationen verbunden sein. Dazu gehören Infektionen (Gelenkempyem, Abszesse), Gelenk- und Knorpelschäden, Knochennekrosen, Nervenverletzungen und systemische Reaktionen auf das injizierte Medikament. Im schlimmsten Fall kann es sogar zu einem Funktionsverlust des Gelenks kommen, das wäre beim Kniegelenk gleichbedeutend mit einer Einsteifung.
Lediglich Triamcinolon (Cortison) zeigte einen Effekt, mit einer Wahrscheinlichkeit von 75 Prozent bzw. 90 Prozent, nach zwei bzw. sechs Wochen einen klinisch relevanten schmerzlindernden Effekt zu erzielen.
Wir meinen:
Wer über eine Spritze ins Gelenk mit Hyaluronsäure nachdenkt, sollte die Chancen und Risiken genau abwägen – und sich gut vom Arzt beraten lassen.