Etwa in der Mitte des Lebens nimmt die Fruchtbarkeit bei Frauen ab – die Wechseljahre setzen ein, mit manchmal unangenehmen Begleiterscheinungen. Auch manche Männer haben in dieser Lebensphase ähnliche Symptome. Sind auch sie in den Wechseljahren?
Manchmal unauffällig, häufig unangenehm – und immer unumgänglich: Die Wechseljahre, auch bekannt als Menopause, sind ein natürlicher biologischer Prozess, den Frauen im mittleren Lebensalter durchlaufen. Dieser Zeitraum bringt hormonelle Veränderungen mit sich und markiert das Ende der Fruchtbarkeit. Ausgelöst wird er durch den Rückgang der Produktion weiblicher Geschlechtshormone, allen voran Östrogen. Schlafstörungen, Antriebslosigkeit, Gewichtszunahme, Abnahme der Libido und Stimmungsschwankungen können lästige Begleiterscheinungen sein, Hitzewallungen sind ein eindeutiges Symptom.1 Insgesamt Beschwerden, mit denen einer im „New England Journal of Medicine“ erschienenen Studie zufolge mittlerweile aber auch immer mehr Männer mittleren Alters kämpfen.2 Manche sprechen darum inzwischen schon von den „männlichen Wechseljahren“, auch Andropause genannt. Gibt es das wirklich?
Hormonstatus verändert sich
Unumstritten ist wohl, dass sich auch am männlichen Hormonstatus im Laufe der Jahre etwas ändert. Während der von manchen Männern gefürchteten Andropause nimmt allmählich die Produktion von Testosteron, dem männlichen Sexualhormon, ab. Dieser Prozess beginnt normalerweise in den 40er oder 50er Jahren und setzt sich im Laufe des Lebens langsam fort. Im Gegensatz zu den Wechseljahren bei Frauen, die im Ende der Menstruation gipfeln und somit ganz eindeutig einen Lebensabschnitt, nämlich den der Fruchtbarkeit, beenden, erfolgt die Veränderung im Testosteronspiegel bei Männern langsamer und weniger dramatisch. Und: Es sind keine Wechseljahre. Das zumindest erklärte die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) schon im Jahr 2015. Dort heißt es: „Ab etwa dem 40. Lebensjahr sinkt der Testosteronspiegel des Mannes jedes Jahr um ein bis zwei Prozent, was zumeist keine spürbaren Auswirkungen hat.“3 Die „Massachusetts Male Aging Study“, eine Studie, in der Männer zwischen 40 und 59 Jahren von 1987 bis 2004 begleitet wurden, zeigte zum Beispiel, dass nur 4,7 Prozent tatsächlich ein messbares Testosterondefizit aufwiesen, bei den 50- bis 59-Jährigen waren es gerade mal 5,7 Prozent.4
Dennoch erkennt auch die DGE, dass die vermeintlichen Wechseljahre des Mannes ein großes Thema unserer Zeit seien. Allerdings eher ein Modethema.3 Dennoch machen auch Männer mittleren Alters einen Veränderungsprozess durch. Auch ihr Körper verändert sich – auch Mann wird älter. Die Deutsche Apothekerzeitung beschreibt es so: „Aus Fältchen werden Falten, das Haupthaar lichtet sich, die Muskulatur nimmt ab und dafür das intraabdominelle, viszerale Fettgewebe zu. Hinzu kommt ein Nachlassen der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit, Libido- und Potenzschwächen treten auf und verunsichern die Betroffenen im höchsten Maße.“5 Dennoch sind es keine Wechseljahre – denn dann wären Männer nicht bis ins hohe Alter zeugungsfähig.
Quellen:
1 https://www.frauengesundheitsportal.de/themen/wechseljahre/
2 https://www.rosenfluh.ch/media/arsmedici/2010/14/Editorial.pdf
3 https://www.endokrinologie.net/pressemitteilungen-archiv/150316.php
4 https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/15236757/
5 https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/1999/daz-49-1999/uid-1553