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Geburt: Gut vorbereitet und begleitet

Group 11 8 min Lesezeit   |   28.03.2024

Bitte beachten Sie, dass sich die Aktualität der Inhalte immer auf das Veröffentlichungsdatum bezieht.

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Ein Kind auf die Welt zu bringen, ist eine ganz besondere Erfahrung. Wie können sich Schwangere darauf vorbereiten? Was hilft ihnen bei Unsicherheiten und Ängsten? Eine Geburtsmedizinerin und eine Hebamme erklären, worauf es ankommt und warum Wissen, Vertrauen und Offenheit wichtig sind.

Neun Monate wächst ein Baby im Bauch seiner Mutter heran, es ist also genug Zeit, um sich auf die Geburt vorzubereiten. In Ratgebern und auf Online-Seiten finden Frauen jede Menge Informationen und Erfahrungsberichte, lesen von Trends wie Alleingeburten und schauen Geburtsvideos auf YouTube – und sind oft stark verunsichert. Worauf kommt es an, damit Schwangere mit einem guten Gefühl in die Geburt gehen können?

Vorbereitung beginnt in der Schwangerschaft

„Die Vorbereitung auf die Geburt fängt schon in der frühen Schwangerschaft an“, sagt Prof. Dr. Tanja Groten, Geburtsmedizinerin am Universitätsklinikum Jena. Geburtsvorbereitungskurse sind geeignet, Fragen loszuwerden, andere werdende Eltern zu treffen und viele Informationen rund um die Geburt zu bekommen. Auch die Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft helfen nicht nur Schwangerschaftskomplikationen zu erkennen und zu vermeiden, sondern auch Risiken für die Geburt zu erkennen und so die für jede Schwangere richtige Vorbereitung auf die Geburt zu ermöglichen.

„Falls Erkrankungen auftreten wie ein Gestationsdiabetes, dann ist es wichtig, sich beraten und auch therapieren zu lassen. Wenn man sich in der Schwangerschaft gut kümmert, dann sorgt man so für bessere Bedingungen für die Geburt und das Kind“, meint die Medizinerin. Ein unbehandelter Schwangerschaftsdiabetes1 kann beispielsweise dazu führen, dass das Kind größer und schwerer ist. Außerdem sind die Kinder von Frauen mit unbehandeltem Schwangerschaftsdiabetes oft anpassungsgestört, bekommen zum Teil schlecht Luft, haben einen zu niedrigen Blutzucker und müssen oft in die Kinderklinik verlegt werden. „Wenn der Diabetes in der Schwangerschaft gut eingestellt ist, kann eine normale Geburt mit einem gesunden Kind und einer gesunden Mutter ermöglicht werden“, sagt Tanja Groten.

Vertrauen fassen für die Geburt

Zu einer guten Vorbereitung gehören nicht nur medizinische Untersuchungen, sondern auch die mentale Vorbereitung. „Es geht einerseits darum, die Frauen zu ermächtigen, selbstbewusst in die Geburt zu gehen. Andererseits spielt auch die Fürsorge eine große Rolle und dass sich die Frauen vertrauensvoll fallen lassen können“, erklärt Hebamme Antonia Göggerle-Locher aus Ravensburg, die seit über 30 Jahren Geburten begleitet. Im Geburtsvorbereitungskurs etwa erfahren Schwangere viel über den Ablauf einer Geburt und welche Methoden der Schmerzlinderung es gibt. Auch Atem- und Entspannungstechniken werden vermittelt und eingeübt, die helfen, besser mit Geburtsschmerzen umzugehen.2

„Es ist natürlich hilfreich, wenn die Frauen wissen, was ihnen guttut und sie ihre Bedürfnisse äußern“, sagt die Hebamme. Immer häufiger erlebe sie, dass Frauen sich mit einem konkreten Plan für die Geburt vorbereiten. Antonia Göggerle-Locher sieht dies kritisch: „Eine Geburt ist nun mal eine Ausnahmesituation, und niemand kann vorhersehen, wie man die Schmerzen empfindet und damit umgehen kann.“

Eine gute Strategie bei Schmerzen ist Bewegung, etwa spazieren gehen oder auf dem Pezzi-Ball die Hüften kreisen. „Wenn die Frau aktiv ist, rutscht das Kind tiefer ins Becken“, erklärt die Hebamme. Je besser das Kind liegt, umso einfacher ist meist die Geburt. Ebenfalls hilfreich bei Geburtsschmerzen sind: bewusstes Atmen und Wärme. „Manche Frauen empfinden ein Wannenbad als wohltuend, anderen helfen warme Umschläge oder eine Massage“, sagt Antonia Göggerle-Locher. Gut ist, wenn die Frauen dann den Empfehlungen des Geburts-Teams nachgehen und sich trauen, Dinge auszuprobieren, und nicht auf etwas Vorgefertigtem bestehen.

Offen bleiben statt festem Plan

Auch Frauenärztin Groten erlebt zunehmend, dass die Schwangeren mit einem Geburtsplan in die Klinik kommen. „Sie erwarten dann häufig, dass die Geburt genauso abläuft, wie sie sich das vorgestellt haben. Solche Erwartungen aber sind oft die Grundlage für eine Enttäuschung“, sagt Tanja Groten. Viele Frauen würden dann nach der Geburt damit hadern, dass sie es nicht geschafft haben, zum Beispiel wie geplant ohne Periduralanästhesie (PDA) zu gebären, und sich Selbstvorwürfe machen.

Zu einer guten Geburtsvorbereitung gehört für beide Expertinnen eine Portion Offenheit. „Manchmal verläuft eine Geburt anders als geplant oder die Frauen merken, dass die Schmerzen scheinbar übermächtig werden. Dann ist es gut, wenn sie sich auf die Situation einlassen können und Interventionen zulassen, auch wenn sie dies vielleicht nicht wollten“, erklärt die Hebamme. Gerade bei langen, heftigen Schmerzen können Schmerzmittel oder eine PDA eine willkommene Pause bieten, so dass die Frau Kraft schöpfen kann.

Eine gute Begleitung tut gut

Die wohl wichtigste Hilfe beim Umgang mit Schmerzen ist eine gute Begleitung. Antonia Göggerle-Locher hat zur Mutter-Hebamme-Bindung geforscht3 und herausgefunden: „Eine vertrauensvolle Hebammenbeziehung ist einer der wichtigsten Faktoren für ein positives Geburtserlebnis.“ Für die Frauen sei es wichtig, dass jemand an ihrer Seite ist und diesen Weg der Geburt mit ihnen gehe. „Im Grunde genommen kann diese Begleitung auch jemand anderes sein, etwa die Ärztin oder der Partner. Wichtig ist, dass die Frauen ins Vertrauen kommen“, meint die Hebamme.

Viele Frauen gehen mit gemischten Gefühlen in die Klinik. Während der Schwangerschaft können sie jedoch einiges dazu tun, um Vertrauen aufzubauen. Frauenärztin Groten rät werdenden Müttern, die Informationstermine und Hebammensprechstunden der Klinik zu nutzen und die Geburtsräume anzuschauen. „So lernt man schon mal die Räume, Hebammen und Ärzte aus dem Team kennen und fühlt sich dann, wenn man zur Geburt kommt, nicht mehr ganz so fremd“, sagt Tanja Groten. Manche Kliniken bieten auch Geburtsvorbereitungskurse oder andere Kurse für Schwangere an. Dies sei immer eine gute Gelegenheit, sich vertraut zu machen. Frauen mit Risiken wie einem Schwangerschaftsdiabetes, einer Beckenendlage oder Mehrlingsschwangerschaften sollten frühzeitig das Gespräch mit den Ärzten der Klinik suchen, um die Geburt zu besprechen. „Hier kann man genau nachfragen, wie erfahren die Ärzte diesbezüglich sind“, rät Groten.

Häufig treffen Frauen ihre Hebamme jedoch erst bei der Geburt zum ersten Mal. Dennoch sei eine vertrauensvolle Begleitung möglich, ist Antonia Göggerle-Locher überzeugt: „So eine Geburt dauert ja viele Stunden, und die Hebamme und die Frau können zu einem guten Team werden.“

Und wenn die Angst sehr groß ist?

Eine gewisse Angst vor der Geburt ist normal, was aber tun, wenn sie sehr groß ist – und wie erkennt man das? „Wenn da mehr als Respekt dahinter steckt und die Gedanken nur um die Geburt kreisen, sollte man sich Unterstützung suchen“, rät Antonia Göggerle-Locher. Das kann etwa die Hebamme sein, aber auch die Frauenärztin oder eine Therapeutin.

Göggerle-Locher nimmt sich viel Zeit für ihre Schwangeren mit Geburtsangst und führt mit ihnen viele Gespräche. „Es ist wichtig herauszufinden, woher diese Angst stammt“, sagt die Hebamme. Manchmal seien es schlechte Erfahrungen von einer vorherigen Geburt, die dahinterstecken.

Auch Geburtsmedizinerin Groten kennt dies aus der Klinik. Gerade wenn es zu einem Kaiserschnitt gekommen sei und vielleicht schnell gehen musste, könne es passieren, dass die Frauen diese Erfahrung lange mit sich herumtragen und vor der nächsten Geburt massive Ängste entwickeln. „Nach jeder Geburt machen wir das Angebot, dass die Frau noch einmal darüber sprechen kann“, sagt Tanja Groten. Für viele Frauen sei dies wichtig und gerade, wenn schnell Interventionen notwendig geworden sind, hilft es, das Vorgehen zu verstehen und besser damit umzugehen. In vielen Kliniken sind solche Gesprächsangebote schon Standard. Falls nicht, sollten Frauen danach fragen, so die Medizinerin. Für eine weitere Geburt sei das eine wichtige Vorbereitung.

Vorsorge in der Schwangerschaft

„Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft spielen eine wichtige Rolle und sollten ernst genommen werden“, sagt Geburtsmedizinerin Prof. Dr. Tanja Groten. Bei den Untersuchungen kann die Frauenärztin Beschwerden und Auffälligkeiten feststellen und sie frühzeitig behandeln. Die erste Untersuchung nach Feststellung der Schwangerschaft sollte möglichst frühzeitig erfolgen. Bei diesem Termin erhalten die Frauen unter anderem ihren Mutterpass, in dem alle Angaben zur Entwicklung der Schwangerschaft und des Kindes notiert werden.

Die Vorsorgeuntersuchungen finden in der Regel alle vier Wochen statt, ab der 32. Woche alle zwei Wochen. Im Rahmen der Schwangerenvorsorge sind drei Ultraschalluntersuchungen vorgesehen: In der 9.–12. Woche, 19.–22. Woche, 29.–32. Woche. Es werden weitere Tests angeboten, die nicht zu den Routine-Untersuchungen gehören wie zum Beispiel der Toxoplasmose-Test und der B-Streptokokken-Test. Was werdende Mütter dazu wissen sollten:

Toxoplasmose-Test:4 Toxoplasmose ist eine Infektionskrankheit, die meist unbemerkt abläuft. Infiziert sich jedoch eine Schwangere erstmals damit, kann das für das Ungeborene gefährlich werden. Die Übertragung erfolgt häufig durch Katzenkot sowie verunreinigte Fleisch- oder Wurstwaren. Schwangere können einen Bluttest machen lassen, um herauszufinden, ob sie den Erreger bereits in sich tragen und damit geschützt sind. Auch eine aktuelle Infektion lässt sich so erkennen – und entsprechend behandeln.

B-Streptokokken-Test:5 B-Streptokokken sind Bakterien, die die Vagina besiedeln können. Sie können bei der Geburt auf das Kind übergehen und zu einer schweren Infektion führen. Um das Risiko frühzeitig zu erkennen und eine Infektion behandeln zu können, ist es Schwangeren möglich, einen Streptokokken-Abstrich durchführen zu lassen. Der Test wird zwischen der 35. und 37. Schwangerschaftswoche durchgeführt.

Untersuchungen nach der Geburt: Geht’s dir gut, Kind?

Kaum ist das Baby auf der Welt, findet schon die erste Vorsorgeuntersuchung statt, die U1. Dabei wird geprüft, ob das Kind gesund ist oder weitere Überwachung und Versorgung in der Klinik benötigt. Die nächste Vorsorgeuntersuchung, die U2, zwischen dem 3. und dem 10. Lebenstag findet meist noch in der Klinik statt. Die weiteren Früherkennungsuntersuchungen werden dann vom Kinder- und Jugendarzt durchgeführt. Sie dienen dazu, Erkrankungen frühzeitig zu entdecken und zu behandeln. Es findet eine Beratung der Eltern zu altersspezifischen Themen des Kindes sowie zu Impfungen statt. Diese Termine bieten auch die Möglichkeit, Fragen zur Gesundheit und Entwicklung des Kindes zu stellen. Alle Ergebnisse der Untersuchungen werden im gelben Vorsorgeheft festgehalten.

Hintergrundinformation zu den Expertinnen

Prof. Dr. Tanja Groten, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe und stellvertretende Leiterin der Klinik für Geburtsmedizin am Universitätsklinikum Jena.

Antonia Göggerle-Locher, Hebamme und fachliche Leiterin des Geburtshauses hebammerei in Ravensburg.

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