Ob auf Katzenhaare, Gräserpollen, Insektengift oder nickelhaltigen Schmuck – Allergien sind weit verbreitet. Allergietests helfen, die Allergieauslöser zu bestimmen, auf die eine Person besonders empfindlich reagiert und die für die unangenehmen Symptome verantwortlich sind. Hier geben wir einen Überblick über die verschiedenen Allergietests.
Wie läuft ein Allergietest ab?
Zuerst findet ein ausführliches Gespräch statt: Der Arzt oder die Ärztin fragt, wann und in welchen Situationen die Beschwerden auftreten und mit welchen Stoffen man Kontakt hat. „Die Anamnese ist entscheidend, um dem Allergieauslöser auf die Spur zu kommen“, sagt Prof. Dr. Bettina Wedi, Stellvertretende Klinikdirektorin der Klinik für Dermatologie, Allergologie und Venerologie an der Medizinischen Hochschule Hannover. „Je nachdem, auf welchen Allergieauslöser der Verdacht fällt, gibt es dann mehrere Verfahren zur Diagnostik, etwa Haut- oder Bluttests.“
Welche Allergietests gibt es?
Die Allergietestung erfolgt nach einem Stufenverfahren: Meist sind Hauttests die erste Wahl.1 Ergänzend oder alternativ wird oft eine Blutuntersuchung veranlasst. „Das liegt auch daran, dass manche Allergene für einen Hauttest nicht als fertige Lösung verfügbar sind“, erklärt Allergologin Wedi. Ein Provokationstest, bei dem Patienten direkt mit dem möglichen Allergieauslöser konfrontiert werden, ist erst sinnvoll, wenn Haut- und Bluttest nicht eindeutig waren.
Prick-Test
Der Hautpricktest (von engl. prick = Einstich) wird häufig zur Diagnose von Allergien vom sogenannten Sofort-Typ verwendet. „Er dient dem Nachweis rasch auftretender allergischer Reaktionen etwa auf Pollen, Hausstaub oder Insektengift“, sagt die Expertin. Dabei werden Allergenextrakte auf die Haut, meist auf der Unterseite des Unterarms, aufgetragen und die Haut leicht angeritzt. Zeigen sich nach ca. 20 Minuten 2 Quaddeln und Rötungen 3, liegt eine erhöhte Allergiebereitschaft (Sensibilisierung) auf den Auslöser vor. „Das bedeutet jedoch nicht gleich, dass man allergisch ist“, betont Expertin Wedi. „Nicht alles, was beim Testen auf der Haut reagiert, ist tatsächlich auch ein Problem. Entscheidend sind die allergischen Beschwerden der Patienten und Patientinnen, wenn sie mit dem auslösenden Stoff in Berührung kommen.“ 4
Testallergene für Pricktests gibt es für folgende Allergengruppen 5:
- Baumpollen
- Gräser-, Getreide- und Kräuterpollen
- Haustaubmilben und Vorratsmilben
- Insektengifte
- Nahrungsmittel
- Schimmelpilze und Hefen
- Tierhaare
Intrakutantest
Der Intrakutantest (intrakutan = in der Haut) kommt zum Einsatz, wenn der Pricktest unklare Ergebnisse liefert. Dabei spritzt der Arzt oder die Ärztin Allergenproben direkt unter die Haut. So lassen sich auch schwächere allergische Reaktionen feststellen. Da der Intrakutantest ein höheres Risiko für stärkere Reaktionen birgt, wird er seltener eingesetzt.6
Epikutantest
Der Epikutantest (epikutan = auf der Haut) oder auch Patchtest eignet sich bei einem Verdacht auf eine Allergie, deren Symptome erst einen halben bis drei Tage nach Kontakt mit dem Auslöser auftreten7. „Typisch sind etwa Allergien auf Kosmetika, Nickel, Latex oder bestimmte Medikamente“, sagt Allergologin Wedi. Dafür bekommt man ein Pflaster mit dem möglichen Allergen für einen Tag auf den Rücken geklebt. Anschließend wird kontrolliert, ob die Haut angeschwollen oder gerötet ist, juckt oder Ekzeme bildet.
Provokationstest
Wenn Allergiebeschwerden bestehen, aber sich keine starke Reaktion auf der Haut zeigt, kann ein Provokationstest Gewissheit bringen. „Dafür geben Ärzte und Ärztinnen das vermutete Allergen in genau festgelegter Menge auf die Nasenschleimhaut, die Augenbindehaut oder die Bronchien“, erklärt Allergologin Wedi. Bei Verdacht auf eine Nahrungsmittelallergie essen Betroffene diese Lebensmittel. Auftretende Symptome werden genau erfasst.
Wichtig: „Da es zu starken allergischen Reaktionen kommen kann, werden Provokationstests nur unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt“, so Wedi.8
Welche Rolle spielt Blut bei Allergietests?
Ein Bluttest kommt infrage, wenn der Hauttest unklar war oder etwa aufgrund einer Hauterkrankung nicht möglich ist. Dafür nimmt die medizinische Fachkraft Blut ab. Im Labor wird die Anzahl bestimmter Antikörper – der IgE-Antikörper – gemessen, die der Körper als Abwehr gegen bestimmte Allergene bildet. Diese sogenannten Immunglobuline E sind spezifische Eiweißmoleküle, die im Blut zirkulieren, und für allergische Reaktionen verantwortlich sind. Normalerweise kommen sie nur in geringen Mengen vor – bei einer Allergie kann die Zahl erhöht sein. „Auch dieser Test ist jedoch noch kein Nachweis auf eine Allergie“, sagt die Expertin. „Dazu braucht es die klinische Reaktion – also Allergie-Symptome wie Fließschnupfen, juckende Haut, tränende Augen, die auftreten, wenn man in Kontakt mit dem Allergieauslöser kommt.“ 9
Welcher Arzt macht Allergietests?
Allergietests führen Fachärzte mit der Zusatzbezeichnung Allergologe/Allergologin durch. Die Zusatzqualifikation Allergologie besitzen meist HNO-Ärzte, Hautärzte, Lungenärzte und auch Kinderärzte. Aber auch Hausärzte bieten Allergietests an.
Wo kann man Allergietests machen?
In vielen Hausarztpraxis werden grundlegende Allergietests angeboten, vor allem Pricktests und spezifische IgE-Bluttest. Fachärzte und -ärztinnen für Allergologie verfügen über tiefgehende Kenntnisse und Erfahrung mit verschiedenen Allergietests. Zudem gibt es spezialisierte Allergiezentren für eine weitgehende Diagnostik.
Kann man einen Allergietest selbst machen?
Es ist möglich, Allergietests zu Hause durchzuführen. Diese umfassen oft spezifische IgE-Bluttests. Benutzer entnehmen sich selbst eine kleine Blutprobe durch einen Fingerstich und senden diese an ein Labor. Selbsttest-Kits können einen ersten Anhaltspunkt auf Allergien liefern. Ihre Aussagekraft ist jedoch begrenzt. Tests ersetzen weder die ärztliche Diagnose noch die Beratung durch einen Allergologen.
Fazit
Mit einem Allergietest lässt sich herauszufinden, was genau allergische Beschwerden wie Fließschnupfen oder Juckreiz hervorruft. „Hilfreich ist zudem, wenn Betroffene über längere Zeit ein Allergie-Tagebuch führen“, sagt Allergologin Wedi.10 Darin tragen sie die Art, Schwere und Dauer der Beschwerden ein. Zudem notiert man die Tageszeit, den Aufenthaltsort sowie Medikamenteneinnahme, Ernährung und Aktivitäten.
Hintergrundinformationen zu Expertinnen und Experten
Prof. Dr. Bettina Wedi ist Stellvertretende Klinikdirektorin der Klinik für Dermatologie, Allergologie und Venerologie an der Medizinischen Hochschule Hannover und Mitglied im erweiterten Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI).