Vitamin D sorgt für feste und stabile Knochen, indem es hilft, Mineralien wie Kalzium und Phosphat einzubauen. Es ist auch wichtig für viele andere Vorgänge des Stoffwechsels, für die Bildung von Eiweißen und die Steuerung von Genen.
Der Körper kann Vitamin D selbst herstellen, und zwar in der Haut mithilfe der UV-B-Strahlung der Sonne. In der Regel reicht es aus, Gesicht, Hände und Arme etwa 2- bis 3-mal pro Woche unbedeckt und ohne Sonnenschutz einige Minuten der Sonne auszusetzen. Menschen mit dunkler Hautfarbe benötigen deutlich mehr UV-B-Strahlung, um ausreichend Vitamin D zu bilden. Geringe Mengen an Vitamin D sind auch in einigen Lebensmitteln enthalten.
Viele Menschen sorgen sich, dass sie schlecht mit Vitamin D versorgt sind. Ein Vitamin-D-Mangel besteht laut Robert Koch-Institut (RKI) aber erst, wenn im Blut zu wenig davon festgestellt wird und es gleichzeitig Anzeichen für eine Knochenkrankheit gibt. Das können Knochen-, Gelenk- oder Muskelschmerzen, aber auch Müdigkeit sein. Ein Vitamin-D-Mangel mit Beschwerden ist selten. Er wird mit Vitamin-D-haltigen Präparaten behandelt.
Manchmal wird es schon als Vitamin-D-Mangel bezeichnet, wenn man niedrige Blutwerte hat, aber keine daraus folgenden Beschwerden. Niedrige Blutwerte allein sind aber noch kein Vitamin-D-Mangel. Ein niedriger Vitamin-D-Spiegel im Blut kann jedoch auf eine unzureichende Vitaminversorgung hinweisen.
Bei einem Vitamin-D-Mangel können folgende Beschwerden auftreten:
Wenn die Muskulatur geschwächt ist, kann Gehen oder Treppensteigen schwerfallen. Schmerzen können bei körperlicher Anstrengung zunehmen.
Am häufigsten entsteht ein Vitamin-D-Mangel, weil die Haut zu wenig Sonne bekommt und der Körper deshalb nicht genug Vitamin D bildet. Seltener stören chronische Erkrankungen von Darm, Niere oder Leber oder bestimmte Medikamente die körpereigene Vitamin-D-Bildung.
Gewöhnlich steuert die Ernährung etwa 10 bis 20 % der benötigten Vitamin-D-Menge bei. Denn nur wenige Lebensmittel enthalten nennenswerte Mengen an Vitamin D – etwa fetter Seefisch, Innereien, einige Speisepilze und Eigelb.
Folgende Faktoren erhöhen das Risiko für einen Vitamin-D-Mangel mit Symptomen:
Besonders betroffen von diesen Risikofaktoren sind
Dass eine mangelhafte Vitamin-D-Versorgung zu Knochenerkrankungen führt, ist in Deutschland sehr selten. Genaue Zahlen dazu fehlen jedoch.
Es gibt aber Untersuchungen, wie viele Menschen in Deutschland niedrige Vitamin-D-Blutwerte haben: Das sind etwa 13 % der Kinder und Jugendlichen und etwa 15 % der Erwachsenen, wenn ein Grenzwert von weniger als 12 Nanogramm pro Milliliter (< 12 ng/ml) verwendet wird. Diese Personen haben ein erhöhtes Risiko für einen Vitamin-D-Mangel mit Beschwerden.
Wenn der Körper zu wenig Vitamin D bekommt, wirkt sich das auf die Knochengesundheit aus: Der Körper kann nicht genug Kalzium aus der Nahrung aufnehmen, wodurch der Kalziumgehalt im Blut sinkt (Hypokalzämie). Als Reaktion darauf bilden die Nebenschilddrüsen mehr von einem bestimmten Hormon, dem Parathormon. Es setzt Kalzium aus den Knochen frei, um die niedrigen Kalziumspiegel auszugleichen. Dadurch verlieren die Knochen mit der Zeit ihre Stabilität und werden verformbar: Es kommt zu einer Osteomalazie, bei Kindern im Wachstum außerdem zu einer Rachitis.
Bei älteren Menschen kann eine mangelhafte Versorgung mit Vitamin D das Risiko für Knochenbrüche erhöhen, insbesondere wenn auch eine Osteoporose vorliegt.
Die Diagnose „Vitamin-D-Mangel“ wird gestellt, wenn der Vitamin-D-Spiegel im Blut zu niedrig ist und eine Knochenkrankheit Beschwerden verursacht. Für den Vitamin-D-Spiegel wird der Gehalt an 25-Hydroxy-Vitamin D (25-OH-D) im Blut bestimmt.
Bei Verdacht auf einen Vitamin-D-Mangel erkundigt sich die Ärztin oder der Arzt nach der Krankheitsgeschichte und aktuellen Beschwerden. Zusätzlich nimmt sie oder er Blut ab und lässt im Labor den Gehalt an 25-Hydroxy-Vitamin D (25-OH-D) bestimmen – am besten mehrmals zu unterschiedlichen Jahreszeiten. Laut Robert Koch-Institut ist die Versorgung mit Vitamin D mangelhaft, wenn die Blutwerte unter 12 Nanogramm pro Milliliter (<12 ng/ml) liegen. Die Vitamin-D-Blutwerte sind allerdings abhängig von der Jahreszeit: Im Winter nehmen sie natürlicherweise ab und im Sommer durch die Vitamin-D-Bildung in der Haut wieder zu. Außerdem unterscheiden sich die Werte je nach Messmethode des Labors. Laborwerte in Nanomol (nmol) lassen sich einfach in Nanogramm (ng) umrechnen.
Weitere Blutwerte liefern Hinweise auf den Zustand der Knochen, insbesondere die Menge an Parathormon, Kalzium, Phosphat oder des im Knochen vorhandenen Enzyms „alkalische Phosphatase“. Ein Verdacht auf eine Knochenkrankheit wie Rachitis oder Osteomalazie lässt sich mit bildgebenden Verfahren wie einer Röntgenuntersuchung bestätigen, zum Beispiel an der Hand.
Wer gesund ist und sich ausreichend im Freien aufhält, muss sich nicht wegen eines Vitamin-D-Mangels sorgen: Die Haut bildet mithilfe der UV-B-Strahlung der Sonne genügend Vitamin D. Gewöhnlich reicht es, Gesicht, Hände und Arme etwa 2- bis 3-mal pro Woche von Frühling bis Herbst unbedeckt und ohne Sonnenschutz einige Minuten der Sonne auszusetzen. Menschen mit dunkler Hautfarbe benötigen jedoch deutlich mehr UV-B-Strahlung, um ausreichend Vitamin D bilden zu können. Bevor sich die Haut rötet oder ein Sonnenbrand entsteht, geht man wieder aus der Sonne.
Ein kleiner Anteil des Vitaminbedarfs lässt sich auch über die Ernährung decken: Vitamin D enthalten insbesondere fetter Seefisch, Innereien wie Leber, Speisepilze wie Champignons, Steinpilze und Pfifferlinge sowie Eigelb. Weil Vitamin D fettlöslich ist, kann der Körper es aus der Nahrung nur aufnehmen, wenn diese Fett enthält.
Ohne konkreten Anlass Vitamin D einzunehmen – zum Beispiel in Form von Nahrungsergänzungsmitteln –, hat meist keine Vorteile. Sinnvoll ist das aber für Babys sowie für ältere Menschen, die sich hauptsächlich drinnen aufhalten – etwa Seniorinnen und Senioren in Alten- oder Pflegeheimen. Bei bestimmten chronischen Erkrankungen kann zusätzliches Vitamin D ebenfalls angemessen sein.
Bei einem Vitamin-D-Mangel mit Symptomen erhält man ein Vitamin-D-Präparat, meist zusammen mit Kalzium. Gewöhnlich sind dies Tabletten oder Kapseln, seltener Spritzen. Es gibt Vitamin D auch als Tropfen oder Spray. Meist nimmt man ein Präparat täglich oder – dann etwas höher dosiert – wöchentlich ein. Dosierung und Anwendung bespricht man am besten in der Arztpraxis.
Wenn Vitamin D überdosiert wird, erhöht sich der Kalziumspiegel im Blut. Dies kann Nebenwirkungen verursachen – zum Beispiel Übelkeit und Erbrechen, Bauchkrämpfe und Appetitlosigkeit. Bei einer starken Überdosierung kann es auch zu Nierensteinen und -schäden, Herzrhythmusstörungen oder Bewusstlosigkeit kommen. Daher ist es wichtig, die ärztlich empfohlene Dosis einzuhalten.
Nach etwa 4 bis 6 Wochen prüft die Ärztin oder der Arzt die Blutwerte von Parathormon und alkalischer Phosphatase und schaut, ob sich der Vitamin-D-Spiegel verbessert hat. Meist lassen dann auch die Beschwerden nach. Vitamin D und Kalzium werden aber weiterhin eingenommen, bis die Speicher wieder gefüllt sind – das dauert gewöhnlich etwa drei Monate.
Die Hausarzt- oder Kinderarztpraxis ist meist die erste Anlaufstelle, wenn man krank ist oder bei einem Gesundheitsproblem ärztlichen Rat braucht. Informationen zur Gesundheitsversorgung in Deutschland helfen dabei, sich im Gesundheitssystem zurechtzufinden und eine passende Arztpraxis zu finden. Mit dieser Frageliste kann man sich auf den Arztbesuch vorbereiten.
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Erstellt am 15.11.2023
Nächste geplante Aktualisierung: 2026
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