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Hashimoto-Thyreoiditis

Autoren/Herausgeber: Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

Einleitung

Die Schilddrüse (Thyreoidea) bildet unter anderem die Hormone T3 und T4, die viele Vorgänge im Körper steuern. Bei der sogenannten Hashimoto-Thyreoiditis ist die Schilddrüse chronisch entzündet. Das führt auf Dauer dazu, dass sie nicht mehr ausreichend Hormone produziert. Dadurch kann es zum Beispiel zu ständiger Müdigkeit, Konzentrationsproblemen, Haarausfall oder Hautveränderungen kommen.

Die Ursache von Hashimoto-Thyreoiditis lässt sich nicht behandeln. Aber die Beschwerden verschwinden in der Regel, wenn man den Hormonmangel durch Tabletten ausgleicht.

Auf einen Blick

  • Bei einer Hashimoto-Thyreoiditis entzündet sich die Schilddrüse.
  • Die Ursache ist eine Fehlreaktion des Immunsystems.
  • Mit der Zeit entwickelt sich daraus oft eine Schilddrüsenunterfunktion: Die Schilddrüse bildet dann nicht mehr genug Hormone.
  • Typische Beschwerden sind Müdigkeit und Hautveränderungen.
  • Die Hormone müssen dann als Tabletten eingenommen werden.

Symptome

Wenn die Schilddrüse zu wenige Hormone produziert, sind viele Körperfunktionen beeinträchtigt – deshalb können ganz unterschiedliche Beschwerden auftreten.

Viele Betroffene fühlen sich allgemein geschwächt, sind häufig müde und frieren leicht. Der Körper kann sich sichtbar verändern – zum Beispiel wird der Hals dicker, weil die Schilddrüse durch die Entzündung manchmal größer wird (Struma). Im Verlauf kann die Schilddrüse auch stark schrumpfen. Außerdem wird die Haut manchmal trockener oder verdickt sich, sodass das Gesicht etwas aufgedunsen wirkt. Einige Menschen nehmen an Gewicht zu.

Auch Heiserkeit, Verstopfung, ein langsamer Pulsschlag, Regelbeschwerden oder Erektionsstörungen können auftreten. Psychische Probleme wie Stimmungstiefs und Antriebslosigkeit gehören ebenfalls zu möglichen Symptomen einer Schilddrüsenunterfunktion.

Grafik: Mögliche Symptome einer Hashimoto-Thyreoiditis

Mögliche Symptome einer Hashimoto-Thyreoiditis

Ursachen

Die Entzündung der Schilddrüse wird bei der Hashimoto-Thyreoiditis durch eine Autoimmunreaktion ausgelöst: Das Immunsystem richtet sich gegen den eigenen Körper und greift das Schilddrüsengewebe an. Dies führt zu einer chronischen Entzündung der Drüse. Bei einem Teil der Betroffenen geht dadurch allmählich immer mehr Schilddrüsengewebe verloren und wird durch Bindegewebe ersetzt.

Wie es zu dieser Fehlfunktion des Immunsystems kommt, ist unklar. Wahrscheinlich spielen genetische Ursachen eine Rolle. Fachleute gehen davon aus, dass eine sehr hohe Jodzufuhr – etwa im Rahmen einer Röntgenuntersuchung mit jodhaltigem Kontrastmittel – bei Menschen mit entsprechender Veranlagung die Beschwerden auslösen kann. Im täglichen Leben werden so hohe Jodkonzentrationen durch die Nahrung jedoch nicht erreicht.

Häufigkeit

Schätzungsweise 4 von 1000 Frauen und 1 von 1000 Männern erkranken an einer Hashimoto-Thyreoiditis. Sie ist hierzulande der häufigste Grund für eine Schilddrüsenunterfunktion. Die meisten Betroffenen erkranken zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr. Eine Hashimoto-Thyreoiditis kann aber auch bei Kindern oder in höherem Alter auftreten.

Verlauf

Bei einer Hashimoto-Thyreoiditis bleibt die Menge an Schilddrüsenhormonen im Blut zunächst oft normal, obwohl Schilddrüsenzellen absterben. Das restliche Gewebe der Schilddrüse kann nämlich seine Hormonproduktion steigern. Um den Hormonspiegel im Normalbereich halten zu können, muss das noch funktionierende Gewebe aber wachsen. Die Schilddrüse wird deshalb bei einer Hashimoto-Thyreoiditis anfangs häufig größer (Struma oder Kropf).

Irgendwann ist jedoch nur noch so wenig Drüsengewebe da, dass dieser Ausgleich nicht mehr funktioniert. Es werden dann nicht mehr genug Schilddrüsenhormone gebildet. Typische Beschwerden einer Schilddrüsenunterfunktion sind die Folge.

Selten kommt es zu Beginn der Erkrankung kurzzeitig zu einer Schilddrüsenüberfunktion mit Beschwerden wie Herzrasen, Nervosität und vermehrtem Schwitzen. Der Grund: In der Schilddrüse ist eine gewisse Menge von Hormonen gespeichert. Stirbt Schilddrüsengewebe ab, werden die darin enthaltenen Hormone auf einmal freigesetzt.

Diagnose

Bei Verdacht auf eine Schilddrüsenerkrankung wie eine Hashimoto-Thyreoiditis fragt die Ärztin oder der Arzt zunächst nach den Beschwerden und tastet die Schilddrüse ab. Oft wird sie außerdem per Ultraschall untersucht.

Um festzustellen, ob die Schilddrüsenfunktion gestört ist, werden Blutuntersuchungen gemacht. Dabei werden die sogenannten Schilddrüsenwerte gemessen. Dazu gehören die Schilddrüsenhormone selbst und das Thyreoidea-stimulierende Hormon (TSH). Das TSH wird in der Hirnanhangdrüse gebildet und steuert die Funktion der Schilddrüse.

Gut zu wissen:

Eine Hashimoto-Thyreoiditis und andere Erkrankungen der Schilddrüse lassen sich mit verschiedenen Tests feststellen. Im Text „Schilddrüsenuntersuchungen verstehen“ sind sie alle kurz erklärt.

Diese Blutuntersuchungen reichen aus, um eine Schilddrüsenunterfunktion zu erkennen. Um herauszufinden, ob eine Hashimoto-Thyreoiditis die Ursache ist, hilft ein weiterer Bluttest. Mit ihm lassen sich bestimmte Antikörper gegen Schilddrüsengewebe nachweisen. Sie entstehen aufgrund der Fehlregulation des Immunsystems und sind bei den meisten Menschen mit Hashimoto-Thyreoiditis im Blut zu finden.

Eine Hashimoto-Thyreoiditis kann gemeinsam mit anderen Autoimmunerkrankungen auftreten. Um diese zu erkennen, sind bei entsprechendem Verdacht manchmal weitere Untersuchungen notwendig – etwa Tests auf eine Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) oder Diabetes mellitus.

Folgen

Wenn eine Hashimoto-Thyreoiditis zu einer Schilddrüsenunterfunktion führt, ist eine Behandlung wichtig. Sonst können langfristig Komplikationen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen auftreten. Sehr selten kommt es zu Krampfanfällen, Konzentrations-, Gedächtnis- oder Bewusstseinsstörungen bis hin zu Koma.

Behandlung

Die Ursachen der Hashimoto-Thyreoiditis lassen sich nicht beheben. Führt die Entzündung zu einer Schilddrüsenunterfunktion, kann das fehlende Schilddrüsenhormon T4 (auch Thyroxin genannt) aber gut durch ein Medikament ersetzt werden. Der Wirkstoff wird als L-Thyroxin oder Levothyroxin bezeichnet. Das Medikament wird im Körper zu Schilddrüsenhormon umgewandelt und bringt die Hormonwerte auf ein normales Niveau. Dadurch verschwinden die Beschwerden in der Regel vollständig. Es dauert aber etwa 2 bis 3 Monate, bis sich der Hormonspiegel im Körper eingependelt hat.

Wichtig ist:

L-Thyroxin wird einmal am Tag eingenommen – in der Regel lebenslang. Es wird empfohlen, die Tablette eine halbe Stunde vor dem Frühstück mit einem Glas Wasser einzunehmen. Diese Postkarte zur L-Thyroxin-Einnahme enthält alle wichtigen Informationen.

Nebenwirkungen treten bei richtiger Dosierung praktisch nicht auf. Die Dosis richtet sich unter anderem nach den genauen Schilddrüsenwerten und dem Körpergewicht. Eine zu hohe Dosis kann zu Nervosität führen. Deshalb werden die Schilddrüsenwerte in den ersten Wochen regelmäßig überprüft und die Dosierung, wenn nötig, angepasst. Später reicht es meist aus, die Werte einmal im Jahr zu kontrollieren.

Bei einer Hashimoto-Thyreoiditis mit nachgewiesenen Antikörpern im Blut kommt manchmal auch eine Behandlung infrage, wenn nur eine sogenannte latente Schilddrüsenunterfunktion vorliegt. Dabei schafft es die Schilddrüse noch, genügend Hormone zu bilden – allerdings nur, weil die Hirnanhangdrüse sie stärker dazu anregt. Eine Behandlung der latenten Unterfunktion soll verhindern, dass sich daraus eine Schilddrüsenunterfunktion mit Beschwerden entwickelt.

Weitere Informationen

Die Hausarztpraxis ist meist die erste Anlaufstelle, wenn man krank ist oder bei einem Gesundheitsproblem ärztlichen Rat braucht. Informationen zur Gesundheitsversorgung in Deutschland helfen dabei, sich im Gesundheitssystem zurechtzufinden und eine passende Arztpraxis zu finden. Mit dieser Frageliste kann man sich auf den Arztbesuch vorbereiten.

Quellen

Akamizu T, Amino N. Hashimoto's Thyroiditis. Endotext 2017.

Chaker L, Bianco AC, Jonklaas J et al. Hypothyroidism. Lancet 2017; 390(10101): 1550-1562.

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM). Erhöhter TSH-Wert in der Hausarztpraxis (S2k-Leitlinie). AWMF-Registernr.: 053-046. 2023.

Jameson JL, Mandel SJ, Weetman AP. Disorders of the Thyreoid Gland. In: D. L. Kaspers, S. L. Hauser, J. L. Jameson et al (Ed). Harrison's Principles of Internal Medicine. McGraw-Hill Education; 2015.

Jonklaas J, Bianco AC, Bauer AJ et al. Guidelines for the treatment of hypothyroidism: prepared by the american thyroid association task force on thyroid hormone replacement. Thyroid 2014; 24(12): 1670-1751.

Katagiri R, Yuan X, Kobayashi S et al. Effect of excess iodine intake on thyroid diseases in different populations: A systematic review and meta-analyses including observational studies. PLoS One 2017; 12(3): e0173722.

National Institute for Health and Care Excellence (NICE). Thyroid disease: assessment and management. 2019.

Pearce SH, Brabant G, Duntas LH et al. ETA Guideline: Management of Subclinical Hypothyroidism. Eur Thyroid J 2013; 2(4): 215-228.

Schübel J, Feldkamp J, Bergmann A et al. Latente Hypothyreose des Erwachsenen. Dtsch Arztebl Int 2017; 114(25): 430-438.

IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.

Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.

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Aktualisiert am 24.04.2024

Nächste geplante Aktualisierung: 2027

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