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Haarausfall bei Chemotherapie

Autoren/Herausgeber: Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

Einleitung

Eine Krebsbehandlung kann starke Nebenwirkungen haben. Für viele Menschen ist es besonders belastend, dass bei einer Chemotherapie die Kopf- und Körperhaare ausfallen können.

Man kann versuchen, dieser Nebenwirkung vorzubeugen. Ob der Haarausfall dadurch tatsächlich verringert werden kann, ist aber nicht ausreichend untersucht. Der Haarausfall durch eine Chemotherapie ist aber in der Regel vorübergehend: Hinterher wachsen die Haare meistens wieder nach. Bis dahin nutzen viele Menschen Perücken oder Mützen, um ihren Kopf zu bedecken.

Hier finden Sie Informationen über Haarausfall durch Chemotherapie bei erwachsenen Krebspatientinnen und -patienten.

Auf einen Blick

  • Haarausfall ist eine typische Folge einer Chemotherapie bei Krebs.
  • Dabei fallen die Kopf- und Körperhaare aus – also auch Augenbrauen, Wimpern und Barthaare.
  • Meist beginnt der Haarausfall 1 bis 3 Wochen nach Beginn der Behandlung.
  • Nach Ende der Chemotherapie wachsen die Haare meistens wieder nach.
  • Bis dahin nutzen viele Menschen Perücken, Mützen oder Tücher. Krankenkassen übernehmen einen Teil der Kosten für viele Perücken.

Symptome

Die Haare können insgesamt lichter werden, oft fallen sie aber innerhalb von Tagen oder Wochen nach Beginn der Chemotherapie vollständig aus. Das kann auch büschelweise stattfinden. Dies betrifft nicht nur die Haare auf dem Kopf, sondern auch Augenbrauen, Wimpern und Barthaare sowie die Körper- und Schambehaarung.

Wenn die Haare kurz über der Kopfhaut abbrechen, können Stoppeln entstehen. Das kann Juckreiz oder ein unangenehmes Gefühl auslösen. Manchmal ist die Kopfhaut auch vor dem Haarausfall schmerzempfindlich, oder es tut weh, wenn man die Haare berührt.

Ursachen

In der Haarwurzel besteht ein Haar aus lebenden Zellen, die dann verhornen. Die ständig aus der Wurzel nachwachsenden Zellen schieben das Haar aus der Haut heraus. Viele bei einer Chemotherapie eingesetzten Medikamente (Zytostatika) stören die Teilung von Krebszellen. Sie schädigen aber auch andere Zellen, die sich schnell teilen, etwa die Zellen in den Haarwurzeln, sodass das Haar in der Haut oder kurz darüber abbricht.

Es gibt auch ruhende Haare, die nicht mehr wachsen. Diese werden durch eine Chemotherapie nicht geschädigt, sie machen aber weniger als zehn Prozent aller Haare aus.

Auch Krebsmedikamente, die nicht zu den Zytostatika zählen, können zu Haarausfall führen. Dazu gehören zum Beispiel das Brustkrebsmedikament Tamoxifen und mehrere sogenannte zielgerichtete Krebsmedikamente.

Häufigkeit

Wie oft es bei einer Chemotherapie zu Haarausfall kommt, lässt sich nicht allgemein sagen. Zum einen kommt es darauf an, welche Medikamente man erhält: Manche Mittel führen fast immer dazu, dass die Haare ausgehen, bei anderen ist das selten.

Ob Haare ausfallen und wie stark der Haarausfall ist, kann auch von anderen Faktoren abhängen – zum Beispiel von der Dosis der Chemotherapie oder davon, ob man die Medikamente als Tablette einnimmt oder als Infusion erhält.

Verlauf

In der Regel setzt der Haarausfall 1 bis 3 Wochen nach Beginn der Chemotherapie ein. Zuerst fallen die Kopfhaare aus, etwas später können auch die Haare im Gesicht, am Körper und im Genitalbereich folgen.

Wenige Wochen nach dem Ende der Chemotherapie beginnen die Haare bei den allermeisten wieder nachzuwachsen. Vernarbungen der Kopfhaut oder andere Probleme treten normalerweise nicht auf. Bei manchen Menschen ist lediglich die Farbe der nachgewachsenen Haare etwas heller oder dunkler, bei vielen sind die Haare lockiger als vorher. Das ist aber meist nur vorübergehend.

Diagnose

Der Haarausfall ist eine so typische Nebenwirkung der Chemotherapie, dass spezielle Untersuchungen der Haare oder der Kopfhaut meist nicht nötig sind. Sie sind nur sinnvoll, wenn die Haare nach der Chemotherapie nicht wieder gesund nachwachsen – oder wenn der Verdacht besteht, dass es noch eine andere Ursache für den Haarausfall geben könnte, zum Beispiel einen Hautpilz.

Vorbeugung

Medikamente, die dem Haarausfall bei Chemotherapie wirksam vorbeugen, gibt es bislang nicht. Während der Medikamenten-Infusion kann man eine kühlende Kappe tragen. Die Kopfhaut-Kühlung soll dafür sorgen, dass die Haarwurzel weniger stark geschädigt wird. Die Methode ist aber bislang nicht gut untersucht.

Behandlung

Eine wirksame Behandlung gegen den Haarausfall durch Chemotherapie gibt es nicht. Die Haare wachsen aber nach Abschluss der meisten Krebstherapien von allein wieder nach.

Ob das Haarwuchsmittel Minoxidil das Nachwachsen beschleunigen kann, ist unklar. Es kann jedoch Nebenwirkungen wie Herzrhythmusstörungen, Wassereinlagerungen und Kreislaufprobleme haben.

Leben und Alltag

Der Haarausfall ist für viele Menschen eine der schwersten Nebenwirkungen einer Chemotherapie. Er kann zum Beispiel belasten, weil andere nun erkennen können, dass man an Krebs erkrankt ist. Auch das Selbstbild als Frau oder Mann kann leiden. Bei Frauen spielt dabei in erster Linie der Verlust des Kopfhaars, bei Männern auch der von Bart- und Körperhaaren eine Rolle.

Es gibt einige Wege, mit diesen Belastungen umzugehen: Wer lange Haare hat, kann sich zum Beispiel schon vor Beginn der Chemotherapie eine Kurzhaarfrisur schneiden lassen. Setzt der Haarausfall dann ein, wirken ausgefallene Haarbüschel weniger groß und beängstigend. Sich die Haare selbst abzurasieren, bewahrt vor dem Gefühl des dauernden Haarverlusts – und davor, immer wieder Haare zum Beispiel aus dem Bett, von der Kleidung oder im Bad entfernen zu müssen.

Um die kahle Kopfhaut zu bedecken, eignen sich Mützen, Tücher, Kappen oder Perücken aus Kunst- oder Echthaar. Aus Echthaar geknüpfte Perücken lassen sich so schneiden wie die frühere Frisur und wirken sehr natürlich. Sie sind allerdings teurer als Kunsthaarperücken. Wer sich für eine Perücke entscheidet, kann sich von der Ärztin oder dem Arzt, der die Chemotherapie verabreicht, ein Rezept dafür ausstellen lassen. Die Krankenkassen übernehmen in der Regel einen Teil der Kosten für eine Kunsthaarperücke.

Ausgefallene Wimpern und Brauen können durch künstliche Wimpern und Make-up ersetzt werden. Wer sich vorher nicht selbst geschminkt hat, kann sich in einer Vielzahl von Videos im Internet Tipps und Anregungen holen, manche Kliniken und Selbsthilfe-Organisationen bieten auch spezielle Kurse an.

Eine Möglichkeit ist auch, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen oder bei einer Psychoonkologin oder einem Psychoonkologen Unterstützung zu suchen und über die Sorgen und Ängste zu sprechen, die mit dem Haarausfall zusammenhängen.

Bis die Haare wieder komplett nachgewachsen sind, pflegt man sie am besten sehr schonend. Das heißt zum Beispiel, sie möglichst nicht öfter als zweimal pro Woche zu waschen, Babyshampoo zu verwenden, sie nicht zu heiß oder zu lange zu föhnen und aufs Färben zu verzichten.

Weitere Informationen

Die Hausarztpraxis ist meist die erste Anlaufstelle, wenn man krank ist oder bei einem Gesundheitsproblem ärztlichen Rat braucht. In unserem Thema „Gesundheitsversorgung in Deutschland“ informieren wir darüber, wie man die richtige Praxis findet – und mithilfe unserer Frageliste möchten wir dabei helfen, sich auf den Arztbesuch vorzubereiten.

Quellen

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IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.

Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.

Unsere Informationen beruhen auf den Ergebnissen hochwertiger Studien. Sie sind von einem Team aus Medizin, Wissenschaft und Redaktion erstellt und von Expertinnen und Experten außerhalb des IQWiG begutachtet. Wie wir unsere Texte erarbeiten und aktuell halten, beschreiben wir ausführlich in unseren Methoden.

Aktualisiert am 02.01.2023

Nächste geplante Aktualisierung: 2026

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