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Gürtelrose

Autoren/Herausgeber: Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

Einleitung

Jeder Mensch, der schon einmal Windpocken hatte, kann später eine Gürtelrose bekommen. Beide Erkrankungen werden durch dieselben Viren verursacht, die sogenannten Varizella-Zoster-Viren. Nach einer Infektion mit Windpocken (Varizellen) bleiben diese Viren im Körper. Viele Jahre später können sie wieder aktiv werden und eine Gürtelrose (Herpes Zoster) auslösen: einen meist streifenförmigen Hautausschlag mit Bläschen, der häufig sehr schmerzhaft ist. Der Ausschlag tritt in der Regel nur auf einer Körperhälfte auf.

Die Gürtelrose ist vor allem bei älteren Menschen eine recht häufige Erkrankung. Sie kann sehr unangenehm sein. Solange keine Komplikationen auftreten, ist sie aber meist nach 2 bis 4 Wochen überstanden.

Seit 2018 wird über 60-Jährigen eine Impfung gegen Gürtelrose empfohlen; Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder chronischer Erkrankung bereits ab 50 Jahren.

Eine Gürtelrose ist ansteckend – allerdings nur für Personen, die noch keine Windpocken hatten. Die Ansteckung führt bei diesen Menschen zu einer Windpocken-Erkrankung, nicht zu einer Gürtelrose.

Auf einen Blick

  • Eine Gürtelrose zeigt sich durch einen streifenförmigen Ausschlag, oft am Rumpf, und kann sehr schmerzhaft sein.
  • Meist erkranken Menschen über 50 Jahre.
  • Auslöser sind Varizella-Zoster-Viren, die sich nach einer früheren Windpocken-Erkrankung im Körper eingenistet haben.
  • Meist dauert es 2 bis 4 Wochen, bis eine Gürtelrose abheilt.
  • Menschen ab 60 Jahren wird eine Impfung gegen Gürtelrose empfohlen – mit Vorerkrankungen oder einem geschwächten Immunsystem bereits ab 50 Jahren.

Symptome

Bevor sich der Hautausschlag bildet, fühlt man sich meist abgeschlagen und müde. Es kann auch zu leichtem Fieber kommen und unter der Haut kribbeln. Nach 2 bis 3 Tagen zeigen sich die typischen Symptome und Beschwerden:

  • ein brennender oder stechender, mittelstarker bis starker Schmerz im betroffenen Bereich,
  • gefolgt von leichten Hautrötungen mit kleinen Knötchen,
  • aus denen sich innerhalb weniger Stunden Bläschen entwickeln, die jucken können.

Dieses Stadium hält bis zu fünf Tage an. Danach trocknen die Bläschen innerhalb von 2 bis 10 Tagen aus und es bilden sich gelbliche Krusten.

Charakteristisch sind die Form des Hautausschlags und das einseitige Auftreten: Er zieht sich streifenförmig über die betroffene Körperhälfte. Am Rumpf erinnert der Ausschlag an einen Gürtel, daher der Name „Gürtelrose“.

Grafik: Gürtelrose: typischer Hautausschlag auf einer Körperhälfte

Gürtelrose: typischer Hautausschlag auf einer Körperhälfte

Der Ausschlag tritt am häufigsten auf dem Rumpf oder Brustkorb auf. Er kann sich aber überall auf dem Körper entwickeln, zum Beispiel auf den Armen, am Kopf oder im Gesicht. Manchmal sind dann auch Augen oder Ohren betroffen. Bei einigen Menschen bilden sich auch auf größeren Bereichen Bläschen.

Ursachen

Nach einer Windpocken-Erkrankung nisten sich die Varizella-Zoster-Viren unbemerkt in den Nervenwurzeln im Bereich des Rückenmarks oder in den Hirnnerven ein. Man trägt sie ein Leben lang im Körper, normalerweise ohne etwas davon zu spüren.

Wenn das Immunsystem geschwächt ist, zum Beispiel durch eine Erkrankung, starken Stress oder im Alter, können sich die Viren erneut vermehren. Sie wandern dann am betroffenen Nerv entlang in die Haut. Durch die Vermehrung der Viren in den Hautzellen entstehen eine Entzündung und der typische Hautausschlag. Die Entzündung des Nervs führt dazu, dass die von ihm versorgten Hautbereiche schmerzen.

Grafik: Von Viren befallener Nerv und entzündeter Hautbereich

Von Viren befallener Nerv und entzündeter Hautbereich

Menschen, die noch keine Windpocken hatten, können sich bei Kontakt mit der Bläschenflüssigkeit einer Gürtelrose mit dem Varizella-Zoster-Virus anstecken. Die Ansteckung kann dann zunächst nur zu einer Windpocken-Erkrankung führen, nicht zu einer Gürtelrose. Wenn alle Bläschen ausgetrocknet sind und die letzte Kruste abgefallen ist, besteht keine Ansteckungsgefahr mehr.

Eine Gürtelrose können auch Menschen bekommen, die gegen Windpocken geimpft wurden – nach Schätzungen allerdings seltener als Menschen, die die Windpocken durchgemacht haben.

Häufigkeit

Man geht davon aus, dass etwa 2 von 10 Personen, die Windpocken hatten, im Laufe ihres Lebens eine Gürtelrose bekommen. Meist erkranken Menschen über 50 Jahre. Das Risiko für eine Gürtelrose steigt mit dem Alter an, da das Immunsystem mit den Jahren schwächer wird. In Deutschland erkranken jährlich mehr als 300.000 Menschen.

Verlauf

Bei einem normalen Verlauf ohne Komplikationen dauert es bei Erwachsenen 2 bis 4 Wochen, bis eine Gürtelrose abheilt. Bei Kindern und jungen Menschen verläuft die Erkrankung im Allgemeinen unkompliziert. Die meisten Erwachsenen erkranken nur einmal im Leben.

Sehr selten breiten sich die Bläschen auf benachbarte Hautbereiche oder sogar auf den gesamten Körper aus. Dies kann bei Menschen passieren, deren Immunsystem sehr geschwächt ist, beispielsweise durch eine schwere Erkrankung wie Krebs oder AIDS. Für sie kann eine Gürtelrose lebensbedrohlich werden.

Folgen

Wenn die juckenden Bläschen aufgekratzt werden, kann es zu einer bakteriellen Entzündung der Haut kommen und es können Narben zurückbleiben. Folgen einer Gürtelrose können auch eine Überempfindlichkeit der Haut oder Pigmentstörungen sein. Bei einer Pigmentstörung ist die Haut an den betroffenen Stellen blasser oder dunkler als die umliegende Haut.

Tritt die Gürtelrose im Gesicht auf, kann sie auf das Auge übergreifen und dort eine Hornhautentzündung verursachen. Wenn Hör- und Gesichtsnerven betroffen sind, kann es zu einer Hörminderung oder zu Lähmungen im Gesicht kommen. Diese Beschwerden verschwinden in der Regel nach dem Abheilen der Gürtelrose wieder.

Etwa 10 bis 20 von 100 Menschen haben durch die Nervenentzündung auch noch erhebliche Schmerzen, wenn der Ausschlag abgeheilt ist. Dies bezeichnet man als „Post-Zoster-Neuralgie“ oder „postherpetische Neuralgie“. Sie kann mehrere Wochen, Monate oder gar Jahre anhalten.

Menschen mit stark geschwächter Immunabwehr haben ein erhöhtes Risiko für schwere Komplikationen. Bei ihnen kann sich eine Lungen-, Leber- oder Hirnhautentzündung entwickeln.

Im Gegensatz zur Windpocken-Erkrankung ist eine Gürtelrose während der Schwangerschaft für das Kind ungefährlich.

Diagnose

Da sich oft zuerst die Schmerzen und danach die typischen Hautveränderungen bemerkbar machen, kann die Diagnose am Anfang schwierig sein. Je nachdem, wo die Gürtelrose auftritt, werden manchmal zuerst andere Ursachen für die Schmerzen vermutet, zum Beispiel eine Blinddarm- oder Gallenblasenentzündung, ein Bandscheibenvorfall oder gar ein Herzinfarkt.

Auch den Hautausschlag halten viele Menschen zunächst nicht für eine ansteckende Erkrankung, sondern zum Beispiel für ein Ekzem. Dies kann dazu führen, dass sie einen Arztbesuch nicht für nötig halten.

Ärztinnen und Ärzte erkennen eine Gürtelrose am typischen einseitigen Hautausschlag sowie den zugehörigen Schmerzen oder Empfindungsstörungen. Im Zweifel wird untersucht, ob die Bläschenflüssigkeit Viren enthält. Außerdem kann überprüft werden, ob sich im Blut vermehrt Antikörper gegen das Varizella-Zoster-Virus finden.

Vorbeugung

Seit Ende 2018 empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) die Impfung für alle Personen ab 60 Jahren mit einem Totimpfstoff. Das heißt, der Impfstoff enthält nur Virusbestandteile, keine abgeschwächten Viren. Bei Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes mellitus, rheumatoider Arthritis oder einer Immunschwäche wird die Impfung bereits ab 50 Jahren empfohlen. Sie besteht aus zwei Impfdosen im Abstand von mindestens 2 bis höchstens 6 Monaten.

Studien zeigen, dass der Impfstoff bei gesunden Menschen das Risiko, an Gürtelrose zu erkranken, deutlich verringert. Ob der Impfschutz länger als vier Jahre anhält, lässt sich noch nicht sicher sagen, weil der Totimpfstoff relativ neu ist. Nach der Impfung kann es zu Nebenwirkungen wie Hautrötungen und Ausschlägen, Schmerzen an der Einstichstelle oder Schwellungen kommen. Diese sind Zeichen einer normalen Auseinandersetzung des Körpers mit dem Impfstoff.

Die Impfkosten werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.

Behandlung

Beschwerden wie Schmerzen und Fieber lassen sich durch schmerzlindernde und fiebersenkende Mittel wie Paracetamol lindern. Bei starken Schmerzen werden manchmal auch verschreibungspflichtige Schmerzmedikamente wie Opioide verordnet.

Bei einer Gürtelrose wird eine sorgfältige Hautpflege empfohlen. Um den Juckreiz zu lindern und die Bläschen auszutrocknen, werden oft antiseptische oder juckreizstillende Lotionen, Gele oder Puder angewendet. Meist enthalten sie Gerbstoffe, Zink, Menthol oder Polidocanol. Wenn sich bereits Bläschen gebildet haben, wird manchmal auch zu kühlenden feuchten Umschlägen geraten. Wie gut diese Behandlungen bei einer Gürtelrose helfen, ist allerdings wissenschaftlich nicht gut untersucht.

Spezielle Medikamente gegen das Herpes Zoster-Virus (Virostatika) werden vor allem empfohlen bei:

  • Personen über 50 Jahre,
  • einer Gürtelrose im Kopf-Hals-Bereich,
  • einem geschwächten Immunsystem,
  • einer Nierenschwäche,
  • schweren Verläufen oder einem erhöhten Risiko für Komplikationen.

Frühzeitig eingenommen, können sie bei Gürtelrose die Heilung beschleunigen und die Dauer der Schmerzen verkürzen. Deshalb ist es sinnvoll, die antivirale Therapie innerhalb von 72 Stunden nach Auftreten des Hautausschlags zu beginnen. Bei einem schweren Krankheitsverlauf können die Medikamente auch als Infusion in die Vene (intravenös) gegeben werden. Wenn das Ohr beteiligt ist, wird oft zusätzlich mit Kortison behandelt. Die Vor- und Nachteile einer solchen Kombinationstherapie sind aber noch unklar.

Leben und Alltag

Wichtig ist

…, das Aufkratzen der Bläschen möglichst zu vermeiden: Die Bläschenflüssigkeit ist ansteckend und aufgekratzte Bläschen können Narben zurücklassen.

Solange eine Gürtelrose ansteckend ist – also bis die letzten Bläschen komplett ausgeheilt sind –, sollten Erkrankte den direkten körperlichen Kontakt mit anderen Menschen meiden, wenn sie nicht wissen, ob diese vor Windpocken geschützt sind. Dies gilt vor allem für Menschen mit geschwächtem Immunsystem und für Schwangere. Die Ansteckungsgefahr lässt sich verringern, wenn man die Bläschen mit einem Verband abdeckt.

Weitere Informationen

Die Hausarztpraxis ist meist die erste Anlaufstelle, wenn man krank ist oder bei einem Gesundheitsproblem ärztlichen Rat braucht. In unserem Thema „Gesundheitsversorgung in Deutschland“ informieren wir darüber, wie man die richtige Praxis findet – und mithilfe unserer Frageliste möchten wir dabei helfen, sich auf den Arztbesuch vorzubereiten.

Quellen

Chen N, Li Q, Yang J et al. Antiviral treatment for preventing postherpetic neuralgia. Cochrane Database Syst Rev 2014; (2): CD006866.

Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG). Diagnostik und Therapie des Zoster und der Postzosterneuralgie (S2k-Leitlinie). AWMF-Registernr.: 013-023. 2019.

Gagliardi AM, Andriolo BN, Torloni MR et al. Vaccines for preventing herpes zoster in older adults. Cochrane Database Syst Rev 2019; 2019(11).

Han Y, Zhang J, Chen N et al. Corticosteroids for preventing postherpetic neuralgia. Cochrane Database Syst Rev 2013; (3): CD005582.

McDonald EM, de Kock J, Ram FS. Antivirals for management of herpes zoster including ophthalmicus: a systematic review of high-quality randomized controlled trials. Antivir Ther 2012; 17(2): 255-264.

Robert Koch-Institut (RKI). Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) beim Robert Koch-Institut 2022 (Epidemiologisches Bulletin 04/2022). 2022.

Robert Koch-Institut (RKI). Gürtelrose (Herpes zoster): Antworten auf häufig gestellte Fragen zu Erkrankung und Impfung. 2022.

Robert Koch-Institut (RKI). RKI-Ratgeber: Windpocken (Varizellen), Gürtelrose (Herpes zoster). 2019.

Ständige Impfkommission (STIKO). Wissenschaftliche Begründung für die Entscheidung, die Herpeszoster-Lebendimpfung nicht als Standardimpfung zu empfehlen. 2017.

Ständige Impfkommission (STIKO). Wissenschaftliche Begründung zur Empfehlung einer Impfung mit dem Herpes zoster-subunit-Totimpfstoff. 2018.

IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.

Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.

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Aktualisiert am 08.02.2023

Nächste geplante Aktualisierung: 2026

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