Die Borkenflechte, auch Grindflechte oder Impetigo contagiosa genannt, ist eine juckende, manchmal auch schmerzende, oberflächliche Hautinfektion. Sie kommt vor allem bei kleinen Kindern häufig vor. Die Krankheit wird durch Bakterien verursacht und ist hochansteckend. Deshalb dürfen Kinder mit Borkenflechte erst wieder in die Kita oder zur Schule gehen, wenn sie keine anderen Kinder mehr anstecken können. Dies ist etwa 24 Stunden nach Beginn einer Behandlung mit Antibiotika der Fall. Ohne Therapie kann eine Borkenflechte einige Wochen lang ansteckend bleiben.
Die ersten Anzeichen einer Borkenflechte sind meist um Mund und Nase herum zu sehen: ein juckender roter Ausschlag mit kleinen, wasser- oder eitergefüllten Bläschen, die rasch aufplatzen. Dann bilden sich gelbliche Krusten, die nach einiger Zeit abfallen, ohne Narben zu hinterlassen. Neben dem Gesicht können auch Arme und Beine betroffen sein.
Gelblich verkrustete Bläschen einer Borkenflechte
Selten bilden sich auch größere Hautblasen, die nicht gleich platzen. Diese blasige Borkenflechte (bullöse Impetigo) kann am Hals und am Rumpf vorkommen – etwa unter den Achseln oder im Windelbereich.
Begleitend kommt es manchmal zu Fieber oder angeschwollenen Lymphknoten.
Eine Borkenflechte wird durch eine Infektion mit bestimmten Bakterien verursacht, meist Streptokokken oder Staphylokokken. Die Keime können zum Beispiel über kleinere Hautverletzungen, einen Ausschlag oder Insektenstich in die Haut eindringen.
Übertragen werden sie durch Hautkontakt oder den Kontakt mit Gegenständen, die eine infizierte Person berührt hat (Schmierinfektion).
Die Borkenflechte ist die häufigste Hautinfektion bei Kindern. Bei Erwachsenen kommt die Infektion seltener vor. In Europa werden pro Jahr etwa 2 von 100 Kindern wegen einer Borkenflechte behandelt.
Der typische Ausschlag zeigt sich etwa 2 bis 10 Tage nach einer Ansteckung.
Ohne Behandlung klingt eine Borkenflechte oft innerhalb von drei Wochen ab. Dies kann jedoch auch einige Wochen dauern – und so lange ist man dann ansteckend. Zu Komplikationen wie zum Beispiel einer Ausbreitung in tiefere Hautschichten kommt es auch ohne Behandlung nur selten.
Eine überstandene Erkrankung macht nicht immun gegen die Bakterien und schützt daher nicht vor einer erneuten Infektion.
Oft erkennt die Ärztin oder der Arzt eine Borkenflechte bereits am Aussehen. Weitere Hautuntersuchungen – etwa ein Abstrich zur Bestimmung der Erreger – sind meist nicht nötig. Sie können aber helfen, wenn andere Hauterkrankungen nicht ausgeschlossen werden können, zum Beispiel eine Pilzinfektion der Haut.
Einer Borkenflechte kann man durch allgemeine Hygienemaßnahmen vorbeugen. Dazu gehört vor allem das regelmäßige Händewaschen mit Seife vor dem Essen, nach dem Toilettenbesuch oder nach Aktivitäten im Freien. Ansonsten ist im Alltag nichts Spezielles zu beachten, um sich und seine Kinder vor einer Borkenflechte zu schützen.
Nur wenn bereits ein Familienmitglied erkrankt ist, sollte man weitere Maßnahmen ergreifen. Um in der restlichen Familie Ansteckungen zu vermeiden, ist es dann wichtig,
Solange sich die Borkenflechte nur auf einen kleinen Hautbereich beschränkt, werden zur Behandlung häufig desinfizierende Lösungen oder Salben empfohlen. Ihr Nutzen ist allerdings fraglich.
Als wirksam haben sich antibiotikahaltige Salben erwiesen. Um den Ausschlag nicht zu berühren, kann man die Salben mit einem Holzspatel auftragen oder sich dafür Einmalhandschuhe anziehen.
Antibiotika-Tabletten werden normalerweise nur eingesetzt, wenn ein Kind eine großflächige Borkenflechte hat oder wenn die Infektion an mehreren Körperstellen auftritt. Antibiotika-Tabletten haben häufiger Nebenwirkungen als antibiotische Salben – sie können zum Beispiel Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit und Durchfall verursachen.
Aufgekratzte Bläschen können sich leichter entzünden. Damit sich ein erkranktes Kind nicht so heftig kratzen kann, ist es daher gut, wenn seine Fingernägel möglichst kurz geschnitten sind.
Im Infektionsschutzgesetz ist festgelegt, dass alle Personen, bei denen der Verdacht auf Borkenflechte besteht, sich von Gemeinschaftseinrichtungen fernhalten müssen. Kinder dürfen dann zum Beispiel nicht in die Kita oder die Schule gehen und sollten nicht mit anderen Kindern spielen. Die Eltern oder Erziehungsberechtigten sind zudem gesetzlich verpflichtet, der jeweiligen Einrichtung zu melden, dass das Kind erkrankt ist oder der Verdacht besteht.
Eine Teilnahme an Gemeinschaftsaktivitäten ist erst wieder möglich, wenn eine Ärztin oder ein Arzt keine Ansteckungsgefahr mehr sieht. In der Regel ist das 24 Stunden nach Beginn einer Behandlung mit Antibiotika der Fall – ohne Behandlung erst, wenn die Borkenflechte von selbst abgeheilt ist.
Die Haus- oder Kinderarztpraxis ist meist die erste Anlaufstelle, wenn man krank ist oder bei einem Gesundheitsproblem ärztlichen Rat braucht. In unserem Thema „Gesundheitsversorgung in Deutschland“ informieren wir darüber, wie man die richtige Praxis findet – und mithilfe unserer Frageliste möchten wir dabei helfen, sich auf den Arztbesuch vorzubereiten.
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL). Infektionsdiagnostik und orale Antibiotikatherapie bei Erwachsenen. Ein Leitfaden für den ambulanten Bereich. 2019.
Bundesministerium der Justiz (BMJ). Gesetz zur Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten beim Menschen (Infektionsschutzgesetz - IfSG). § 34 Gesundheitliche Anforderungen, Mitwirkungspflichten, Aufgaben des Gesundheitsamtes.
Galli L, Venturini E, Bassi A et al. Common Community-acquired Bacterial Skin and Soft-tissue Infections in Children: an Intersociety Consensus on Impetigo, Abscess, and Cellulitis Treatment. Clin Ther 2019; 41(3): 532-551.
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Robert Koch-Institut (RKI). Empfehlungen für die Wiederzulassung zu Gemeinschaftseinrichtungen gemäß § 34 Infektionsschutzgesetz. 2023.
Robert Koch-Institut (RKI). Gemeinsam vor Infektionen schützen. Belehrung für Eltern und sonstige Sorgeberechtigte durch Gemeinschaftseinrichtungen gemäß § 34 Abs. 5 Satz 2 Infektionsschutzgesetz. 2014.
Robert Koch-Institut (RKI). RKI-Ratgeber: Streptococcus pyogenes-Infektionen. 2023.
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Aktualisiert am 06.09.2023
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