Schlaf nachholen, Nase hochziehen, Pflaster auf Wunde: Rund um die Gesundheit gibt es viele Tipps und Tricks. Sind sie zuverlässig – oder eher Mythen? Wir erklären, was dahintersteckt.
Brauche ich ein Pflaster bei Wunden?
Wer kennt es nicht? Kleine Unfälle passieren immer mal wieder. Sich schneiden oder hinfallen kann zu kleinen, blutenden Wunden führen. Da lässt man dann doch am besten Luft dran, oder? Eher nicht! Bei allen kleineren, offenen Wunden sollte zunächst erst einmal der Dreck hinausgespült werden. Am besten mit klarem und kühlem Wasser. Sobald die Wunde nicht mehr blutet, sollte ein Pflaster aufgetragen werden. Dadurch bleibt die Wunde feucht, was wichtig ist, weil dadurch ein Wundsekret einfließen kann, welches nicht nur dafür sorgt, dass Keime und Schmutz abtransportiert, sondern die Wunde auch mit neuen Nährstoffen und Enzymen versorgt wird. Dies beschleunigt die Heilung und verhindert Narbenbildung.
Kann ich Schlaf einfach nachholen?
Puh, die Woche war anstrengend, so richtig viel Schlaf hat man nicht bekommen. Das kann man dann doch bestimmt nachholen? Nicht wirklich. Der Körper braucht Schlaf, so viel steht fest. Vor allem Kleinkinder, um ihre Entwicklung zu fördern. Und am Wochenende richtig auszuschlafen, ist nicht verkehrt. Tagsüber allerdings zu versuchen, „verlorengegangenen“ Schlaf nachzuholen, stellt sich aber grundsätzlich eher als schwierig dar, wie Schlafmediziner Dr. Hans-Günter Weeß sagt: „Wenn wir vormittags ins Bett gehen, steigt unsere Körperkerntemperatur. Wir schlafen eher gut, wenn unsere Körpertemperatur fällt. Das tut sie nachts. Wir brauchen Melatonin zum Schlafen, welches wir bei Helligkeit nicht so haben. Das Cortisol ist ein Wachhormon, das vormittags maximal ist. Dann muss man also auch gegen das Cortisol anschlafen.“
Die Nase läuft. Schnäuzen oder Hochziehen?
Die Nase läuft, der Schleim will raus. Schon allein vom Gefühl und der Gewohnheit her putzt man dann kräftig die Nase. Doch ist das richtig? Tatsächlich ist es ratsam, nicht allzu kräftig zu schnäuzen, denn durch den erzeugten Druck kann der Schleim in die Nasennebenhöhlen oder auch Richtung Mittelohr gepresst werden. Das kann zu unangenehmen Entzündungen führen. Den Schleim mit dem Taschentuch leicht wegwischen oder vorsichtig den Schleim hochziehen ist hier die bessere und schonendere Alternative.
Ist Wechselduschen gut für das Immunsystem?
Es kostet schon ein wenig Überwindung, sich kaltes Wasser über den Körper laufen zu lassen. Doch Wechselduschen, ein Warm-kalt-Wechsel, kann sich durchaus lohnen. Durch das Weiten und Zusammenziehen der Blutgefäße wird das Immunsystem und der Stoffwechsel angeregt, wodurch es auch gut gegen Muskelkater hilft, und der Kreislauf in Schwung kommt. Zudem hilft es bei der Wärmeregulierung und man kann auf Dauer auch mit Temperaturschwankungen besser zurechtkommen. Steht man unter der Dusche, so fängt man zunächst mit warmem Wasser an und führt zweimal den Wechsel warm-kalt durch. Beim Wechsel auf kaltes Wasser ist es wichtig, dass man am rechten Fuß beginnt, dem Punkt, der am weitesten vom Herzen entfernt ist. Danach geht es von der Außenseite des rechten Beins oben zur Hüfte und von da aus an der Innenseite wieder herunter. Danach das andere Bein und, wer will, noch den Oberkörper.
Befördert Beine überschlagen Krampfadern?
Krampfadern in den Beinen möchten wohl die wenigsten bekommen. Dass man deswegen aber auf das Übereinanderschlagen der Beine verzichten muss, ist nicht notwendig. Wenn sich das Blut in den Venen staut, dann werden sie stärker sichtbar. Der Druck, der auf den aufeinanderliegenden Beinen lastet, ist in der Regel aber so schwach, dass er die tiefen Venen gar nicht erreicht und beschädigen kann. Krampfadern sind genetisch bedingt und auch externe Faktoren wie Bewegungsmangel können Krampfadern fördern. Wer also vorbelastet ist, sollte hier etwas Vorsicht walten lassen. Das Problem erübrigt sich aber in der Regel von selbst. Denn sobald einem das Sitzen mit übereinandergeschlagenen Beinen unangenehm ist, wird man die Sitzposition verändern wollen.
Sorgen nasse Haare und Zugluft für Erkältungen?
Das kann man so nicht sagen. Denn in erster Linie sind Viren und Bakterien dafür verantwortlich, dass man krank wird. Kühlt die Kopfhaut allerdings ab und werden die Schleimhäute dadurch schlechter durchblutet, kann das ein kleines Risiko darstellen. Dafür müssen aber auch Erreger vorhanden sein. Ähnliches gilt für die allseits gefürchtete Zugluft. Auch hier sind Krankheitserreger der eigentliche Grund für eine Krankheit. Durch den Luftstrom werden Viren eher hinausbefördert. Wenn allerdings die Luft im Raum zu trocken wird, kann das auch zu trockenen Schleimhäuten führen. So wird das Risiko erhöht, von Viren angegriffen zu werden.