Sommerzeit ist Zeckenzeit. Nach einem Spaziergang durch Wald und Wiesen, aber auch nach einem Besuch des nahegelegenen Stadtparks oder des eigenen Gartens, kommt es nicht selten vor, dass sich eine Zecke auf der Haut niedergelassen und womöglich auch schon festgebissen hat. Schnell entfernen ist die empfohlene Devise. Doch mit der Entdeckung beginnen auch die Sorgen um mögliche Krankheiten, die die Zecken übertragen oder auslösen können. Allen voran FSME. Doch was genau ist das eigentlich und für wen macht die Impfung dagegen eigentlich Sinn?
Was ist FSME?
FSME ist eine Abkürzung und steht für Frühsommer-Meningoenzephalitis. Die von Zecken übertragene Krankheit kann zu Entzündungen des Gehirns, der Gehirnhaut sowie des Rückenmarks führen. Davon sind Erwachsene wie auch Kinder betroffen. Zwar zeigen Studien, dass die Erkrankungen bei Kindern meist milder verläuft und vorwiegend Erwachsene und Jugendliche schwere Verläufe haben, doch auch bei Kindern kommt es gelegentlich zu schweren Krankheitsverläufen, wie das Robert-Koch-Institut berichtet.1 Die Frühsommer-Meningoenzephalitis zeigt sich meist ein bis zwei Wochen nach dem eigentlichen Zeckenstich mit grippeähnlichen Symptomen wie Fieber, Erbrechen, Schwindel oder Kopfschmerzen. Mit dem Verschwinden der Symptome ist auch die Erkrankung meist überstanden.
Der gefährliche zweite Schub der Erkrankung
Gefährlich ist jedoch der zweite Schub, wenn es dazu kommt. Es können Anzeichen einer Gehirnhautentzündung auftreten, die mit sehr hohem Fieber, starken Kopfschmerzen, Nackensteifheit oder Erbrechen einhergehen. Bei der Therapie werden lediglich die Symptome behandelt, da es für FSME keine ursächliche Therapie gibt. Circa 70 bis 90 Prozent der Infektionen verlaufen laut RKI1 jedoch asymptomatisch oder die zweite Krankheitsphase bleibt aus. In manchen Fällen kann es jedoch nicht nur zu einem schweren Krankheitsverlauf, sondern sogar zu bleibenden Schäden kommen. Ein Risiko, das durch ausreichenden Schutz minimiert werden kann. Die meisten Erkrankungen werden jährlich zwischen April und November erfasst. Bei milden Wintern auch darüber hinaus. Jährlich liegt die Anzahl der gemeldeten FSME-Erkrankungen zwischen 200 und 712. Letztere Zahl wurde dem Robert-Koch-Institut 2020 gemeldet 2. Forscher schätzen, dass diese Anzahl mit einer in diesem Jahr erhöhten Zeckenpopulation zusammenhängt. Außerdem zeigt die Datenlage, dass kaum einer der Erkrankten gegen FSME geimpft war.
FSME-Impfung – für wen ist sie sinnvoll?
Die FSME-Impfung gilt unter Medizinern als bester Schutz gegen die Erkrankung. Die Stiko (Ständige Impfkommission) empfiehlt Impfungen für Personen, die in ausgezeichneten Risikogebieten leben oder sich dort aufhalten3 . Kinder dürfen ab dem vollendeten ersten Lebensjahr geimpft werden. Wer sich oder seine Kinder impfen möchte, der sollte dies mit der Kinder- oder Hausärztin besprechen. Denn ob die Impfung sinnvoll ist, hängt laut der medizinischen Hochschule Hannover von verschiedenen Faktoren ab: Wer in einem entsprechenden FSME-Risikogebiet lebt oder sich dort aufhält und einem realen Risiko von einer Zecke gestochen zu werden ausgesetzt ist, der sollte eine Impfung in Erwägung ziehen. Dazu gehören Menschen, die sich in der Natur aufhalten, wie zum Beispiel Jogger, Wanderer, Camper und Kinder. Es kann aber auch im Stadtpark oder auf dem Spielplatz zu einem Zeckenbiss kommen. Wer zur gefährdeten Bevölkerungsgruppe zählt, für den übernehmen die meisten Krankenkassen übrigens die Kosten der Impfung.
Wann sollte gegen FSME geimpft werden?
Insgesamt werden laut dem Robert-Koch-Institut drei Impfungen für einen ausreichenden Schutz benötigt 4. Meist werden die ersten beiden Impfungen in einem Abstand von zwei bis drei Monaten verabreicht. Bereits nach der zweiten Impfung besteht Impfschutz, der zumindest für die Saison genügt. Die dritte Impfung folgt dann meist zwischen fünf und 12 Monaten nach der Zweiten. Um zum Beginn der Zeckensaison ausreichenden Impfschutz zu haben, sollte bereits in den Wintermonaten mit der Impfung begonnen werden. Die dritte Impfung sorgt dann für einen länger anhaltenden Schutz. Auffrischungsimpfungen werden vom RKI nach drei Jahren empfohlen, sofern das Ansteckungsrisiko noch immer hoch ist. Wer kurzfristig einen Schutz für die laufende Saison benötigt, der sollte seine Ärztin ansprechen und mit dieser ein Schnell-Impfschema durchsprechen.
Wo tritt FSME auf?
Die Zecken, die FSME übertragen, kommen in Mitteleuropa meist bis Höhen von 2.000 Metern vor. In Deutschland stammen die meisten Meldungen aus Bayern, Baden-Württemberg, Südhessen oder dem südöstlichen Teil Thüringens. Auch in Sachsen und im südöstlichen Brandenburg wurden FSME-Erkrankungen gemeldet. Es kann aber auch darüber hinaus zu Risikogebieten kommen. Auf der Internetseite vom Robert-Koch-Institut (RKI) gibt es eine jährlich aktualisierte Karte, auf der alle Risikogebiete in Deutschland erfasst werden5. Aber auch Urlauber sollten sich im Vorfeld ihrer Reise gut informieren, denn auch in Ländern wie Dänemark, Italien, Russland, der Schweiz oder der Türkei treten FSME-Erkrankungen auf.
Wie kann man sich außerdem schützen?
Neben der Impfung können auch eine Reihe weiterer Maßnahmen zum Schutz erfolgen und das Zeckenstichrisiko minimieren. Denn nicht nur FSME wird von Zecken übertragen. Auch Borreliose, eine von Bakterien verursachte Krankheit, wird von Zecken übertragen und tritt flächendeckend in ganz Deutschland auf. Unbehandelt kann Borreliose zu chronischen Schäden am Herz, an den Nerven und auch den Gelenken führen. Dagegen gibt es bislang keine Impfung. Da die Erreger bei der Borreliose laut der medizinischen Hochschule Hannover erst nach mehreren Stunden Saugzeit auf den Menschen übergehen, empfiehlt sich präventiv das zeitnahe Absuchen nach einem Aufenthalt in der Natur. Gegen FSME hilft das jedoch nicht, weswegen die wichtigste Maßnahme dagegen der präventive Schutz gegen einen Zeckenbiss ist. Dazu zählt laut Stiftung Warentest geschlossene Kleidung zu tragen – und möglichst auf befestigten Wegen zu bleiben6. Am besten eignen sich lange Hosen und Ärmel an Oberteilen, hohe Strümpfe und feste Schuhe. Auch zeckenabweisende Mittel können zumindest kurzfristig für Schutz sorgen.