17 Prozent der Erwachsenen in Deutschland reagieren allergisch auf Birkenpollen. Wie die Symptome aussehen und was sie gegen die Birkenpollenallergie tun können.
Die Birkenpollenallergie ist weit verbreitet, geschätzt reagieren etwa 17 Prozent aller deutschen Erwachsenen auf Birkenpollen überempfindlich.1 Die Blütezeit der Birke erstreckt sich von Ende Februar bis Ende Juli, wobei die Hauptblüte im April ist. Bei einer Birkenallergie reagiert der Körper allergisch auf eigentlich harmlose Bestandteile der Birkenpollen. Er ordnet sie als bedrohlich ein und löst eine Immunreaktion aus. Birkenpollen gelten als besonders allergen, da das Hauptallergen Bet v1 eine ausgeprägte Fähigkeit besitzt, Antikörper zu binden und dadurch Allergien auszulösen.2
Die Zahl der Menschen mit Birkenpollenallergie nimmt seit einigen Jahren zu. Die mit dem Klimawandel verbundenen höheren Temperaturen spielen eine wichtige Rolle, wie Prof. Dr. Wolfgang Pfützner vom Universitätsklinikum Marburg betont: „Wenn wir Atemwegsallergien, zu denen auch die Birkenallergie gehört, betrachten, ist das Ausmaß und die Intensität von Pollenflügen aufgrund veränderter klimatischer Bedingungen eine wesentliche Ursache. Zudem herrscht in der Bevölkerung ein deutlich stärkeres Bewusstsein dafür, dass die gesundheitlichen Probleme, die man hat, allergisch bedingt sein können.“ Neben den genannten Gründen ist auch die Popularität der Birke in Grünflächen, Parks und Gärten eine Ursache dafür, dass es heutzutage häufiger zu Birkenpollenallergien kommt. 3
Symptome: Wie äußert sich eine Pollenallergie
Die Symptome bei einer Birkenallergie weisen keine Unterschiede zu anderen Pollenallergien auf. Typische Beschwerden sind Fließschnupfen, Niesattacken, tränende und juckende Augen oder ein Jucken im Hals. Bei ersten Anzeichen einer Allergie kann es daher ratsam sein, einen ärztlichen Rat zu suchen.
Nach einer gründlichen Anamnese sowie einer körperlichen Untersuchung erfolgen dann in der Regel Hauttests zum Nachweis möglicher Allergieauslöser. Bewährt hat sich der sogenannte Pricktest: Dabei werden Lösungen mit potenziellen Allergieauslösern meist an den Unterarmen auf die Haut getropft. Mit einem kleinen Nadelstich („Prick“) gelangen sie in die Haut. Sofern eine Allergie besteht, wird die Haut an der entsprechenden Stelle nach wenigen Minuten rot und schwillt wie bei einem großen Mückenstich an.4 Es gibt auch noch weitere Diagnosemethoden, etwa lassen sich auch im Blut spezifische IgE-Antikörper gegen Birkenpollen bestimmen.
Ursachen: Wie entsteht eine Pollenallergie?
Die Ursachen für Pollenallergien im Allgemeinen und der Birkenallergie im Speziellen sind weitestgehend unklar und unerforscht, allerdings sind einige Risikofaktoren bekannt. „Es gibt auf jeden Fall einen genetischen Einfluss. Das konnte zum Beispiel im Hinblick auf Asthma bei Vorschulkindern nachgewiesen werden. Zudem ist es so: Wenn beide Eltern eine Allergie hatten, dann ist die Wahrscheinlichkeit fürs Kind höher, ebenfalls eine Allergie zu bekommen. Darüber hinaus deutet einiges darauf hin, dass unsere Lebensbedingungen einen Einfluss nehmen auf die Entstehung von Allergien“, sagt Prof. Carsten Schmidt-Weber, Leiter des Zentrums für Allergie und Umwelt (ZAUM) an der Technischen Universität München.
Zu den genannten Lebensbedingungen und Umgebungsfaktoren, die die Entstehung von Allergien womöglich befördern, zählen:5
- Ernährungsgewohnheiten: Insbesondere Farb- und Konservierungsstoffe sowie Verdickungsmittel in Nahrungsmitteln stehen unter Verdacht, Allergien auszulösen. Bei Männern soll ein hoher Konsum von einfach ungesättigten Fettsäuren das Risiko eines allergischen Schnupfens fördern.
- Hygienische Lebensstandards: Man nimmt an, dass die hohen Hygienestandards, die heutzutage in den westlichen Industrienationen vorherrschen, dazu führen, dass unser Immunsystem heutzutage eher unterfordert ist und fehlgeleitet auf völlig harmlose Stoffe reagiert. In Studien konnte gezeigt werden, dass Kinder, die auf einem Bauernhof leben und dort mit einer Vielzahl von Erregern in Kontakt kommen, weniger an Allergien erkranken als Stadtkinder.6
- Zigarettenrauch: Kinder von Müttern und Großmüttern, die während der Schwangerschaft geraucht haben, sind bis zu 60 Prozent gefährdeter, eine Allergie zu entwickeln. Auch Passivrauchen erhöht das Risiko für die Entwicklung von Allergien.
Achtung Kreuzallergie: Was darf ich bei einer Birkenpollenallergie nicht essen?
Bei ungefähr zwei Drittel der Birkenpollenallergikerinnen und -allergiker kommt es zusätzlich zu einer pollenassoziierten Kreuzreaktion auf Nahrungsmittel.7 Dann liegt eine sogenannte Kreuzallergie vor. Bei einer Birkenpollenallergie kann es zum Beispiel zu Kreuzreaktionen mit Äpfeln, Birnen, Kirschen, Sellerie, Hülsenfrüchten, Nüssen, Karotten oder Soja kommen. Spuren der genannten Lebensmittel sind häufig in Fertigprodukten wie Suppenpulver, Ketchup, Kaffeeweißer und Würze enthalten.8
Behandlung: Was hilft bei einer Pollenallergie?
Mehrere Mittel können die Symptome einer Birkenallergie verringern: „Um die Beschwerden zu lindern, eignen sich Nasensprays, die ein Antiallergikum oder Kortison enthalten. Darüber hinaus gibt es auch Antiallergika in Tablettenform, die unter anderem den Juckreiz mindern. Auch Nasenduschen, mit denen man eine salzhaltige Flüssigkeit in die Nase bringt, sind wirksam, weil man dadurch die Allergene aus der Nase spült“, erklärt Prof. Wolfgang Pfützner.
Will man der Allergie ursächlich begegnen, besteht andererseits die Möglichkeit einer Hyposensibilisierung, auch Allergen-Immuntherapie genannt, mit der der Körper gegen die Allergene tolerant gemacht werden soll: „Die Behandlung dauert üblicherweise drei Jahre – entweder über Spritzen, die man in der Erhaltungsphase üblicherweise alle vier Wochen in einer Arztpraxis oder Klinik bekommt, oder über Schmelztabletten bzw. Tropfen, die man täglich einnehmen muss“, so Allergie-Experte Pfützner. Hyposensibilisierungen haben eine hohe Erfolgsquote von 90 Prozent für zehn Jahre, anschließend kann diese Zeit mit einer Auffrischung verlängert werden.9
Mit Pollen-Apps symptomfrei bleiben?
Birkenpollenallergikerinnen und -allergiker können zudem auf eine Vielzahl an Apps zurückgreifen, die sie beispielsweise daran erinnern, ihr Antiallergikum einzunehmen oder warnen, wenn der Pollenflug an einem bestimmten Ort besonders stark ist. Doch Vorsicht: Nicht alle Apps sind auf dem neuesten Stand, mahnt Carsten Schmidt-Weber. „Das Problem ist, dass viele Apps auf historische Daten zurückgreifen, die oft veraltet sind. Wichtig ist, dass man zeitnah einen Wert hat, der online verfügbar ist.“ Als positives Beispiel nennt er das elektronische Polleninformationsnetzwerk Bayern (ePIN). Dort erfolgt mithilfe von Robotern eine Echtzeitmessung der Pollenkonzentration in der Luft.
Geplant ist zudem, dass der Deutsche Wetterdienst das System übernimmt und die Pollenmessroboter deutschlandweit ausbaut. „Das ist für Allergiker äußerst interessant, denn damit könnte eine präzise Vorhersage des Pollenflugs – ähnlich wie beim Wetter – möglich sein. Die App kann dann zum Beispiel auch genau sagen, ab welcher Pollenkonzentration der betroffene Allergiker reagiert. Diese Funktionalität können Apps in naher Zukunft bieten“, sagt Schmidt-Weber.