
16 PILATES VIACTIV | AUSGABE HERBST 2017 GESUND UND GUT
Für Geist
und
Körper
Andrea Fast hat mit dem
PILATES-TRAINING ein
Stück weit zu sich selbst
gefunden.
Für Andrea Fast war Sport lange Zeit fest mit
dem Erbringen von Leistung verknüpft. Die
Gymnastin war gut in dem, was sie tat. Erfolgreich.
Aber irgendwann stellte sie fest, dass sie
mehr vom Sport erwartete. Sicher, er sollte trainieren
und stärken. Aber auf nachhaltigere Art und
Weise. Fast wünschte sich bewusstere Übungseinheiten,
die langsam durchgeführt werden konnten
und logisch aufeinander aufbauten. Qualität statt
Quantität und als Ergebnis Vitalität statt Erschöpfung.
Durch ihre Arbeit in der Praxis für Physiotherapie
von Rainer Wicht in Bielefeld entdeckte die
Sportlerin Pilates für sich. Und hält seit nunmehr
neun Jahren an dieser ganzheitlichen Trainingsmethode
fest.
Ihr Sport, den Fast auch im Programm der
VIACTIV Krankenkasse anbietet, besteht aus
Übungen, die den Fokus auf die Stärkung des Körperzentrums
legen. Dessen Tiefenmuskulatur wird
im Alltag wenig in Anspruch genommen. Die Folge
sind schwach ausgeprägte Muskelpartien und eine
schlechte Haltung. Diesen Aspekten widmet sich
das Pilates-Training explizit.
Durch gezielte Übungen lassen sich Rücken,
Bauch und Beckenboden nachhaltig kräftigen. „Es
ist ein sehr systematisches Training, weil es ganz
bestimmte Körperpartien beansprucht und ich bei
der Ausführung viel über mich und meinen Körper
lerne“, erklärt Fast. Pilates sei demnach nicht nur
als reines Körpertraining zu verstehen. Es fordere
Konzentration und fördere die Koordination, indem
Bewegungen präzise und kontrolliert ausgeführt
werden. Sich des eigenen Körpers in jedem Moment
bewusst zu sein, das mache den Unterschied.
Bevor eine Pilates-Übung beginnt, müssen Körper
und Geist entsprechend ausgerichtet werden,
sagt die Trainerin. Jede Einheit starte deshalb mit
der Atmung und der Aktivierung der Körpermitte,
also den tieferliegenden Bauchmuskeln. „Ich konzentriere
mich auf mich selbst, höre in mich hinein.“
Erst dann gehe es in die eigentliche Bewegung,
so die Trainerin.
Ihre Sportart kann individuell an spezielle Bedürfnisse
angepasst werden. Die Übungen sind mal
sanft und ruhig, können aber auch sehr dynamisch
ausfallen. Pilates sei bei Rückenproblemen, Hüft-,
Knie- und Schulterarthrosen genauso anwendbar
wie bei chronischen Schmerzen oder Burn-out.
Auch Reha-Patienten können mit dem Training
eine Besserung herbeiführen und damit weiteren
Problemen vorbeugen.
„Leider kommen die meisten erst zu uns, wenn sie
bereits Probleme haben“, sagt die Pilates-Trainerin.
Noch effektiver sei die Trainingsmethode meist,
wenn sie präventiv, also vorbeugend angewendet
wird. „Treten dann doch mal Rückenprobleme auf,
können wir viel schneller etwas dagegen tun, weil
die entsprechenden Muskeln schon trainiert sind.“
Obgleich es verschiedene Möglichkeiten gibt, Pilates
auszuüben, findet das Training bei Andrea Fast
ausschließlich auf der Matte statt. Es wird im Stand
und am Boden trainiert. „Das klingt immer so simpel,
ist es aber nicht“, betont Fast.
Als zertifizierte Trainerin leitet Fast ihre Pilatesschüler
so an, dass Schritt für Schritt die richtigen
Muskeln beansprucht werden. Wer das Training
korrekt ausführt, tue sich damit fühlbar etwas Gutes
– auf körperlicher, aber auch auf mentaler Ebene.
Mental, weil es den Trainierenden immer auch
in einen Zustand der Harmonie versetze. Statt sich
einfach nur zu bewegen, müsse man sich bei jeder
Übung die Frage stellen: Wie bewege ich mich gerade,
und was erreiche ich damit? Durch die starke
Fokussierung fühle sie sich am Ende ausgeruht
und gleichzeitig energiegeladen. „Eine verrückte
Kombination – aber eine, die funktioniert.“
Dieser energiegeladene Zustand ist bei regelmäßigem
Pilates-Training nicht nur spürbar, sondern
auf Dauer auch sichtbar. Denn die Trainingsmethode
stabilisiert die Wirbelsäule, fördert die Beweglichkeit
der Gelenke und stärkt die Muskulatur. Ein
ganz neues Körpergefühl, das Fast zufolge oft mit
einer deutlich vitaleren Ausstrahlung einhergeht.
Dies sei auch darauf zurückzuführen, dass Pilates
falsche Bewegungsmuster aufspürt und korrigiert.
Von Natur aus bewege sich schließlich niemand
perfekt – viele Menschen würden es bei ihrem
ersten Pilates-Training nicht einmal schaffen, die
Brust vom Boden zu heben. Auch die sogenannten
Rückenstrecker, die für das Aufrichten der Wirbelsäule
zuständig sind, seien bei vielen überdehnt.
„Da braucht es oft Zeit, bis sie wieder ordentlich
angespannt werden können“, so die Trainerin. Deshalb
sei Pilates oft auch eine Geduldsprobe. Eine,
die ganzheitlichen Erfolg verspricht. (hp)
MEHR INFOS: WWW.PHYSIOTHERAPIE-WICHT.DE
Spaß am Training:
Andrea Fast (r.) und Ariane
Winterhoff.